S I Z I L I E N
31.3.
Die Weiterfahrt von Tropea gestaltet sich schwierig - nicht wegen Verkehr, Hindernissen, Krankheit oder ähnlichen Gräueln - sondern schlichtwegs, weil wir den Weg von der Halbinsel Richtung Sizilien nicht finden. Schlussendlich kommen wir doch noch am Hafen von Villa San Giovanni an, warten eine Stunde lang auf die Überfahrt, verbleiben eine weitere Stunde auf dem Schiff und kommen dann - Halleluja - auf Sizilien an.
Damit aber fängt's erst richtig an. Ru erkennt, was sie die letzten Wochen schon erkannt hat: dass die Italiener super gute Autofahrer sind; frech zwar, aber immer sehr aufmerksam. Die Sizilianer aber - die sind nur Banditi. Und entweder tut man es ihnen gleich - oder man bleibt im Hafen von Messina stecken. Ru hat's geschafft: wir sind innert zwei Stunden doch ca. 40 Kilometer weit gekommen bis Giardini Naxos und stehen jetzt auf einem Minicampingplatz, wo wir kaum länger als zwei Tage bleiben möchten; wo aber Schweden, die wir vor ein paar Tagen kennenlernten, überwintert haben...
Allerdings: in einem Strandrestaurant, wo wir einen feinen Geburtstagsfisch essen, können wir auf das beleuchtete Taormina sehen.
Und von wegen Geburtstag: Ba wurde heute von Ru mit viel Liebe, von Familie und Freunden mit Anrufen und Nachrichten sehr verwöhnt!
1.4
Heute machen wir einen Ausflug nach Taormina, welches auf dem 200m hohen Felssporn Monte Tauro liegt und das wohl meistbesuchte Städtchen Siziliens ist. Die einmalig schöne Lage, die verwinkelten Gassen mit ihren zahllosen Bars, Restaurants und Boutiquen, nicht zu reden von den vielen nobeln Hotels locken Massen von Besuchern aus aller Welt an. Wir möchten nicht im Sommer hier sein!
Vorbei an unzähligen Souvenirläden, gefüllt mit dem ärgsten Kitsch, kommen wir zur berühmtesten Sehenswürdigkeit Taorminas, dem Teatro Greco.
Dieses wurde im 2. Jh. mit einem Durchmesser von 120m gebaut und ist heute das zweitgrösste Antike Theater Siziliens.
Das Panorama des Ätnas verleiht dem Theater eine einmalig fotogene Kulisse. Wir tun uns schwer damit, nur die besten der besten Fotos zu behalten!
Danach schlendern wir durch den Corso Umberto mit seinen exquisiten Boutiquen. Ba entdeckt einen Coiffeursalon und lässt sich die Haare schneiden. Für 15 Euro leistet die Coiffeuse ganze Arbeit- aber bis wir in 2 Monaten heimkommen, werden die Haare wieder nachgewachsen sein...
2.4.
Für die zwei Nächte haben wir auf dem Sosta Camper in Giardini Naxos gerade mal 14 Euro bezahlt! (Sosta heisst Stellplatz, ein Sosta Camper hat also meist etwas mehr Komfort als ein Stellplatz.)
Wir entscheiden uns, nicht der Küste entlang, sondern im Landesinnern weiter zu fahren. Leider ist der Himmel wieder einmal grau, sonst würden wir den Ätna sehen. So trägt er einen tiefen Hut. Die Landschaft ist faszinierend: sehr hügelig, einsam, aber sehr fruchtbar: Mandeln, Reben, Oliven und Zitrusfrüchte.
Wir kommen zur Alcantaraschlucht. Hier machen wir einen Halt und steigen in die Schlucht hinunter, die reich an basaltischem Lavagestein ist. Durch den langsam erkalteten Lavastrom sind prismische, fünf- und sechseckige Gesteins-schichtungen entstanden - faszinierend! Die 400m lange Schlucht kann man im Sommer durch den Fluss durchwandern, jetzt aber ist das Wasser zu kalt.
Wir setzen die Tour nach "Francavilla di Sicilia" fort und jetzt steigt die Strasse tüchtig an. Weiter kommen wir nach "Castiglione di Sicilia", ein malerisches Dorf, welches an einem Felshügel klebt. Diese Ortschaft möchten wir eigentlich anschauen, aber in den engen Gassen finden wir keinen Parkplatz.
Endlich aber finden wir einen Rastplatz, wo wir etwas kleines zu Mittag essen können - bei einem Friedhof mit riesigen Grabhäusern.
Die nächste Ortschaft heisst „Linguaglossa", was "lange Zunge" heisst. Dieser Name kommt von den Lavaströmen, die bis in den Ort reichten.
Wir fahren zurück ans Meer, wo wir in Mascali als erste und einzige Gäste dieser Saison auf dem hiesigen Campingplatz bleiben.
Nachtrag: Jetzt, da der Himmel sich einwenig aufgehellt hat, sehen wir von hier aus den Ätna.
3.4.
Als wir aufstehen sieht man oberhalb des Ätnas ein weisses Wölkchen, welches sich zusehends vergrössert. Es ist der Dampf, der aus dem Krater aufsteigt und der zwischendurch auch grau wird vom Feuer im Innern des Berges.
Wir machen heute die Reise nach Catania über den Ätna. Zunächst kommen wir nach Zafferana. Als der Ätna 2006 ausbrach, machte der Lavastrom kurz vor dem Dorf halt. Ba erinnert sich, dass damals am Fernseher gezeigt wurde, wie die Bevölkerung mit dem Priester dem Strom betend entgegen ging, dass er nicht mehr weiterfliessen möge - und die Gebete haben geholfen.
Im höher fahren ist die Landschaft geprägt von schwarzen Steinen und schwarzer Erde. Immer spärlicher werden die grünen Sträucher und die Hänge gleichen einer Mondlandschaft.
Auf 1935m Höhe liegt die Talstation der Seilbahn, welche die Besucher noch näher zum Hauptkrater bringt. Da wir beide vor Jahren schon einmal oben waren, verzichten wir diesmal und spazieren nur um den Nebenkrater Silvestri.
Die Region um den Ätna hat durch den Vulkan schon viel Leid und Verlust erlebt. Trotzdem ist das Gebiet um den Ätna dicht besiedelt. Da die verwitterte Lava sehr fruchtbar ist, wagen die Menschen immer wieder neue Häuser an den Hängen des Vulkans zu bauen.
In engen Kurven führt die Strasse hinunter nach Catania, wo wir drei Nächte bleiben wollen. Zum Glück ist es Sonntag, da ist der berühmt berüchtigte Verkehr nicht ganz so schlimm.
4./5.4.
An unserem ersten Cataniatag haben wir wieder einmal den Haushalt auf Vordermann gebracht: das "Haus" gründlich geputzt (Wohnraum, Küche und Bad) und zwei Maschinen Wäsche gewaschen. Den Rest des Tages haben wir gefaulenzt, gelesen und gespielt und dem Schauspiel der stürmischen See zugeschaut.
Heute haben wir uns bereit gemacht für einen Ausflug nach Catania, obwohl unsere Campernachbarn gesagt hatten, der Besuch lohne sich nicht: die Stadt sei sehr schmutzig und ärmlich, auch gefährlich. Und was zu sehen ist, na - das sei auch nicht überwältigend.
Wir warten mehr als eine knappe Stunde auf den Bus. Und als der endlich kommt, sagt uns der Fahrer, dass er keinen Hund akzeptiert. Damit sind für uns die Würfel gefallen. Wir gehen zurück auf den Platz, räumen zusammen und fahren weiter.
Von Catania sehen wir bei der Durchfahrt doch noch einiges: den Dom, den Hafen und wir erleben den anregenden Verkehr. Einmal mehr fährt Ru mit Grandezza von links, von rechts und geradeaus.
Den sehr hübschen in der Natur und über dem Meer gelegenen Campinplatz, den wir anpeilen, den gibt's nicht mehr und wir suchen, wo wir für diese Nacht bleiben können. Ganz einfach ist dies nicht, denn Vieles ist noch nicht geöffnet, genau so Vieles gibt es nicht mehr. Wir werden doch fündig. Eigentlich ganz nett, in der Natur, Entsorgungsmöglichkeit und Wasser sind vorhanden. - Und - was uns seit wir auf Sizilien unterwegs sind, immer wieder Ah- und Ohrufe entlockt, sind die blühenden Mimosenbüsche, am Strassenrand, in den Wiesen und in den Feldern. Ganz Sizilien scheint momentan goldfarben erblüht zu sein.
Den Schlüssel zum Camping-Eingang finden wir, wie telefonisch besprochen. Als der Besitzer des Platzes kommt und uns die Sanitären Anlagen zeigt: die Duschen (Warmwasser funktioniert leider noch nicht) und das WC (Spülung bringt er nach einigen Versuchen einigermassen zum Funktionieren) und uns dann für die Nacht 16 Euro verlangt, da kommen wir uns doch recht beschissen vor. Für mehr Komfort haben wir bisher meist viel weniger bezahlt.
Nachtrag: der Campingbesitzer hat doch noch gepunktet: am Morgen war der Sanitätsraum sauber geputzt und aufgeräumt. Ausserdem brachte er uns ein frisches Brot. (Nota bene: für 2 Euro; beim Bäcker hätten wir dafür 80 Cent bezahlt.)
6.3.
Wir fahren ins Landesinnere zu den "Necrópoli di Pantálica". Schon die Fahrt dahin ist sehr schön. Wir klettern auf eine steinige Hochebene, mit einer wunderbaren Vegetation, wo auch Kühe weiden.
Unterwegs können wir wieder einmal die Vorräte richtig auffüllen, kommen dann zu der dem Discounter zugehörigen Stadt und verirren uns jämmerlich in den engen Gassen. Unser Navi sagt dauernd "rechts", aber diese steilen Gassen hinauf wäre für uns kein Durchkommen. Endlich finden wir ein Strässlein; steil ist es zwar auch, so sehr, dass unser WoMo auf dem Asphalt rutscht, aber Ru schafft's, die nächste Querstrasse die zur Stadt hinausführt, zu erreichen.
Jetzt haben wir uns ein z'Mittag verdient! Wir finden den uns empfohlenen Agriturismo-Betrieb mit zugehörigem Restaurant. Allerdings scheint dieser noch nicht in Betrieb zu sein, denn alles ist leer. Wir finden dann doch einen Arbeiter, der uns versichert, dass die Küche für uns kocht. Die halbe Stunde, die wir warten müssen, schauen wir uns um. Es fehlt an gar nichts: Bungalows, ein Campingplatz, ein Swimmingpool, Pferde und andere Tiere, hübsche Teiche mit Wasserspielen, Tennis und - last but not least - eine konstruierte Golfanlage. Wir essen gut - und zuviel - aber wir finden beide, dass wir hier nicht einmal übernachten möchten. Viel kann auch zu viel sein.
Necrópoli di Pantálica ist die grösste Nekropole Europas, die in einer grossartigen Kalkfelsenlandschaft liegt. Eingehauen in die Felsen finden sich ca. 5000 Felsengräber, hunderte Grotten und eine Höhlenkirche. Diese Totenstadt stammt aus der Zeit der "Sikuler" (12. - 7. Jh. v. Chr.)
Mindestens genau so beeindruckend wie diese Nekropolen ist aber die Natur. Der Fluss Anepo hat tiefe Schluchten in die Hochebene gegraben. Wunderschön ist auch die Flora: Büsche, Kräuter und eine Vielzahl verschiedenster Blumen. Von ihrem Spaziergang mit Kyra bringt Ba Ru ein hübsches Sträusschen heim.
Eigentlich wollten wir noch nach Avola fahren. Ba hatte aber schon auf der Hinfahrt am Strassenrand einen Automechaniker gesehen. Ru wollte schon längst Pneudruck, Oel und Wasser kontrollieren lassen - dies war hier möglich. Und der kaputte Scheinwerfer wurde bei dieser Gelegenheit auch gerade ersetzt, alles zusammen für 10 Euro.
Jetzt fahren wir nicht mehr nach Avola, sondern zurück zum Informationszentrum der Necrópoli und können hier kostenlos und mitten in der Natur übernachten.
7.4.
In dieser absoluten Ruhe haben wir wunderbar geschlafen. Während Ru das Frühstück vorbereitet, macht Ba mit Kyra einen langen Spaziergang. Wer weiss, wie lange es dauert, bis sie wieder so viel Natur schnuppern kann…
Weiter fahren wir bis Palazzolo Acréide. Am Rand der Stadt gibt es Ausgrabungen der griechischen Stadt AKRAI, die schon im 7. Jh. v. Chr. gegründet wurde. Die Anlage ist sehr schön, die Überreste der Stadt nicht "aufgemotzt", sondern sehr natürlich belassen. Interessant sind die gut erhaltenen Gewölbe unter der Bühne des antiken Theaters aus dem 3. Jh. v. Chr. Die nach oben röhrenförmigen Öffnungen dienten möglicherweise den Schauspielern dazu, plötzlich auf der Bühne zu erscheinen.
Von Weitem sehen wir einen monumentalen Friedhof, der uns mit seinen riesigen Grabhäusern anlockt. Was wir sehen, übertrifft alles was wir je gesehen haben! Für die Verstorbenen werden Häuser gebaut, von denen manch Lebender nur träumen kann.
Nicht ganz der Pietät eines solchen Ortes entsprechend, bekommt Ru einen Lachanfall, als sie von den "unter kaltem Marmor ruhenden Knochen" liest und auf dem nächsten Grab den seufzenden Engel sieht. Ja, diese Art der Totenpflege ist uns doch recht fremd.
Beim Weiterfahren entdecken wir einen grossen Parkplatz und beschliessen spontan, diese barocke Stadt (Palazzolo Acréide) zu besuchen, eine von den fünf, die im Val di Noto als Weltkulturerbe ausgezeichnet sind. Wir lassen uns beeindrucken von der prächtigen Fassade der Kirche und von der Grosszügigkeit des Platzes davor...
...und befriedigen dann unsere kulinarischen Gelüste, in einer sehr stilvollen Trattoria. Hier essen und trinken wir für 20 Euro:
1 Geflügelsalat, 1/2 Portion gebratene Pilze dazu 1/2 Portion Couscous mit Gemüse, je 1 Glas ausgezeichneten Weisswein plus 1/2l Wasser, 2 Kaffee und ein Süssgebäck… Preise von denen wir in der Schweiz nur träumen können!
Weiter geht es in Richtung Avola. Weiterhin geniessen wir die schöne Fahrt durchs Landesinnere und dann die kurvige Strecke wieder zum Meer hinunter. Durch enge Gassen werden wir von "Tom" (unserem Navi) zum Campingplatz geführt. Hier bestehen wir beide (die Fahrerin und die Zeichengeberin) die "Herausforderung des Tages": auf einer 6m breiten Terasse wenden wir unser 6m langes WoMo... Dafür haben wir jetzt einen Platz mit Aussicht auf das heute sehr stürmische Meer.
8.4.
Da wir von hier aus einige Ausflüge unternehmen möchten, haben wir für drei Tage einen Fiat Panda gemietet.
Die erste Fahrt geht nach Siracusa. Dies war in der Antike eine der bedeutendsten Städte des Südens, einige Zeit sogar wichtiger als Athen.
Zuerst besuchen wir den Altstadtbereich Ortigia, der durch die "Ponte Nuovo" mit dem Festland verbunden ist. Hier erwarten uns viele verwinkelte Gässchen...
...hübsche Piazzas und ein schöner Ausblick auf das Meer und auf die Küste. Bald stossen wir auf die Überreste des ältesten dorischen Apollontempels Siziliens: ein Stück antiker Geschichte, umgeben vom Trubel des Verkehrs und der Strassenverkäufer.
Sogleich sind wir auf dem Markt, wo alles, was das Herz begehrt, angeboten wird. Hier herrscht eine geschäftige Betriebsamkeit, in der aber durchaus auch für ein Schwätzchen mit dem Fischverkäufer Zeit bleibt.
Weiter gehen wir dann durch die engen Gassen der Stadt, die uns mindestens so gut gefallen wie die Hektik in der Stadt.
Plötzlich stehen wir auf einem riesigen Platz mit fast ausschliesslich barocken Bauten. Hier steht der bedeutendste Barockbau Ortigias: der Dom "Santa Maria delle Colonne". In den Bau des Domes wurde ein antiker Athenetempel mit einbezogen, dessen dorische Säulen in der Fassade und im Innern noch gut erkennbar sind.
Plötzlich hat es hier recht viele Touristengruppen, die einem - wie dies Touristengruppen so an sich haben - dauernd vor den schönsten Sujets stehen.
Auch von diesem Platz aus besuchen wir die weitläufigen "Katakomben S.Giovanni". Mit weit über 1000 Gräbern zählen sie zu den bedeutendsten Katakomben des frühen Christentums.
Danach gehen wir zum "Parco Archeologico". Vom Parkplatzwächter wird uns empfohlen, Giovanni für eine Führung zu fragen, was wir dann auch tun. Und dies war gut so! Giovanni führt uns gut 2 1/2 Stunden durch den Park und erklärt uns in einer weitläufigen Abhandlung die Geschichte dieser Stätte.
Im Mittelpunkt des archäologischen Parkes steht das "Teatro Greco", das griechische Theater. In einer architektonischen Meisterleistung wurde das im Durchmesser 140m grosse Theater aus dem Fels geschlagen. Giovanni erzählt uns, wie hier Kunst und Politik betrieben wurde. Es finden sich sogar noch vereinzelte griechische Buchstaben von Götter-Namen und vom Namen der Frau eines Tyrannen. Das hätten wir ohne Giovanni gewiss nicht bemerkt.
Hinter dem Theater befindet sich ein riesiger künstlicher Wasserfall. Dessen Wasser wurde vom Fluss Anapo, dem wir bei den Nekropolen von Pantálica begegnet waren, von den Griechen über Aquädukte hierher geleitet.
Im "Paradies" diese Parkes gibt es einen wunderbaren Naturgarten. An diesem Ort waren einstmals die "Latomien", die Steinbrüche des antiken Syrakus. Hier wurden die Steine für die gigantischen Bauwerke von Sklaven aus dem Felsen gehauen.
Und hier ist auch eine 23m hohe und 65m lange künstliche Grotte, das "Ohr des Dionysos". Der Sage nach liess sie der Tyrann von Sklaven aus dem Fels hauen. Durch die einmalige Akustik der Grotte konnte er angeblich die Gespräche der Gefangenen belauschen.
Innerhalb dieses Parcos Archeologico gelangt man dann zu einem 128m langen römischen Altar. Hier wurden jeweils am 15. März 450 Ochsen geschlachtet. Das Fleisch wurde den Bewohnern der Stadt zum Festessen angeboten, die Innereien wurden auf dem Altar als Opfergabe für die Götter verbrannt.
Nach dieser interessanten und ausführlichen Geschichtslektion, von der hier nur ein Bruchteil wiedergegeben ist, sind wir alle drei recht erschöpft, Kyra ist schon während den letzten Ausführungen von Giovanni in der römischen Arena eingeschlafen...
9.4.
Heute fahren wir nach Noto, einer weiteren der fünf von der UNESCO ausgezeichneten Barockstädte. Mit Glück finden wir mit dem kleinen Panda einen Parkplatz in einer Seitenstrasse.
Schon nach den ersten Schritten stehen wir auf einem Platz mit einer grossen Barockkirche, gegenüber das Theater auch im Barockstil.
Wir schlendern durch den Corso Emanuele lll. Eine grosse Freitreppe führt hinauf zum Dom S.Nicolò. Seine Kuppel stürzte 1996 ein. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten wurde die Kirche 2007 feierlich wieder ihrer Bestimmung übergeben.
Der Palazzo Nicolaci mit seinen von detailgetreuen Figuren getragenen Balkonen erstrahlt auch in neuem Glanz.
Weiter unten gelangen wir zur "Porta Reale", dem Stadttor.
Wir beide sind eigentlich nicht sehr begeistert vom barocken Stil. Aber der sizilianische Barock ist eine Abwandlung des bei uns bekannten Barockstils. So findet man hier zu den bekannten Schnörkeln auch Putten, lachende Gesichter, Fratzen und anderen auffälligen Fassadenschmuck.
Auch die barocken Kirchen sind hier nicht so überladen wie bei uns, sondern wirken auf den Besucher fast schon schlicht.
Wir besuchen aber nicht nur Städte und deren Kultur, sondern wo immer möglich zieht es uns auch in die Natur. So fahren wir nach dem Stadtbesuch ins 16km nordwestlich gelegene "Noto Antica". Die Ruinen der alten Stadt Noto, die vom Erdbeben 1693 zerstört wurde, befinden sich in einer Landschaft von ganz besonderer Schönheit.
Vor allem bezaubert im Frühling hier die Blumenpracht. Und wir alle - vor allem natürlich Kyra - geniessen den Spaziergang.
10.4.
Wir frühstücken draussen - das ist doch noch immer eine Seltenheit und daher erwähnenswert. Danach setzen wir uns in unseren Panda und fahren Richtung Marzememi. Unterwegs sehen wir den Anzeiger zur "Villa del Tellaro" einer römischen Villa, wo die Ausgrabungen erst vor wenigen Jahren beendet wurden. Hier treffen wir schön präsentiert wunderbare Mosaike, die touristisch noch wenig bekannt sind. Das sind so die kleinen Trouvaillen über die man sich freut, weil sie nicht von Touristenströmen überrannt sind.
Marzememi ist ein idyllisches Fischerdorf auf einer Landzunge mit einer hübschen Piazza. Bis vor wenigen Jahren war das Örtchen ein Geheimtipp, heute aber wird es wegen seiner einzigartigen Schönheit und Romantik besucht. Aber nicht nur deswegen: wir haben auf dem Campingplatz den Tipp für ein hervorragendes Fischrestaurant bekommen und dies ist in dieser Jahreszeit (und einem Sonntag) bis auf den letzten Platz gefüllt - nicht von "Touris" - wir sind die einzigen - sondern ausschliesslich von Sizilianern. Und so ist es auch auf der Piazza: da Sonntag, wird munter flaniert (in Winterjacken, wir in leichten Hosen und Bluse. Morgen Montag dürfte es hier ziemlich öd sein.
Nach so einem ausgezeichneten Essen wären wir zwar bereit für ein Mittagsschläfchen, aber im Panda wäre dies nicht so bequem. Wir stellen fest, dass das WoMo gegenüber einem Auto einige Vorteile hat. Eines davon ist die Höhe des Fahrzeugs, wo man die Übersicht rund in die Landschaft hat. Dafür kommt man mit dem Panda durch alle engen Gässlein - und unser Navi hat es heute darauf angelegt, unsere Begeisterung für "Sizilianità" auch so zu befriedigen.
Weiter fahren wir zur südlichsten Spitze von Sizilien, nach "Portopalo di Capo Pàssero". Von der beschriebenen Geschäftigkeit mit den vielen Läden ist heute - Sonntag - nichts zu sehen. Dafür machen wir einen schönen Spaziergang dem Kai entlang und schauen hinüber zur vorgelagerten Felseninsel mit dem mächtigen Festungsturm, der heute als Leuchtturm dient.
Von hier aus beobachten wir ein Fischerboot, welches seine Netze auswirft.
Nach anderthalb Stunden Fahrt kommen wir zurück zum Campingplatz.
Einmal mehr begeistert auch auf dieser Fahrt die Vegetation dieser Insel. Alles ist grün; überall sieht man Plantagen von Zitrusbäumen, Olivenbäumen, Wein.
Übrigens haben hier auch die Reben schon ausgeschlagen und es gibt viele Kulturen von Tomaten und Erdbeeren, Artischocken, Peperoni und Zucchettis. Alles findet man auf dem Markt. Einzig die frischgepflückten "Tartuffi Neri“, die wir in einem Spezereiladen gekauft und vor einigen Tagen abends über unsere Spaghettis geraffelt haben, waren einwenig enttäuschend und schmeckten vorwiegend nach Papier.
11.4.
Um 11h müssen wir "unseren" Panda zurück geben. Auch Tank und Toilette vom WoMo sind schon geleert und der Frischwassertank wieder gefüllt. Die Rechnung ist beglichen, und so können wir wegfahren Richtung Ragusa.
Ragusa hat nichts mit unseren "Schoggistengeli" zu tun, sondern es ist eine sizilianische Stadt, auch eine der fünf Weltkulturerbe-Städte vom Val di Noto. Auch Ragusa wurde 1693 vom Erbeben dem Boden gleich gemacht und dann als Barockstadt neu aufgebaut. Es ist wieder eine jener Städte, die an den Berg geklebt sind, aber viel grösser als alles, was wir gesehen haben und was uns in Staunen versetzt.
Das Innere des alten Stadtteils "Iblo" ist eher langweilig und begeistert uns nicht sehr. Einzig der Dom ist riesig und im Innern dermassen erschlagend (Barock vom Scheusslichsten) mit riesigen roten Samtvorhängen der Säulenreihe entlang, so dass wir sehr schnell wieder draussen sind.
Wir übernachten direkt am Meer auf einem ganz einfachen Agriturismo-Platz. Die freundlichen Gemüsebauern beschenken uns mit einem grossen Sack Tomaten, Gurken und Auberginen, was gar nicht alles Platz hat in unserem kleinen Kühlschrank. So tun wir's den Sizilianern gleich und versorgen die Tomaten anstatt im Kühlschrank im Vorratsraum unseres WoMo’s.
Von unserem WoMo aus beobachten wir bei einem Glas Weisswein den Sonnenuntergang.
12.4.
Unser erster Halt kommt schon bald: wir besuchen das Landschloss
"Donnafugata". Das Schloss liegt inmitten von Viehweiden und Feldern der "Monti Iblei".
Vor dem Schloss ducken sich die ehemaligen Wohnhäuser der Bauern und Pächter.
Der gewaltige Bau, dessen Ursprung bereits im 14. Jh. zu suchen ist, wurde in seiner heutigen Form erst im 19. Jh. als eine Art Lustschloss gestaltet. Venezianisch ist die riesige Fassade und gotisch die Loggia.
Umgeben ist der über 120 Zimmer fassende Bau von einem ungepflegten und daher etwas verwunschen wirkenden Park, in dem man noch die halbverfallenen Pavillons, Bänke und Springbrunnen erkennen kann.
Wunderschön sind die uralten Bäume mit ihrem mächtigen Wurzelwerk. Hier gefällt es ganz besonders und viel besser als bei der Schlossbesichtigung Kyra, die hier interessante Hasenlöcher entdeckt.
Kühe, Gänse und Hühner fühlen sich hier wohl und frei. Sie stören nicht und werden nicht gestört.
Weiter geht die Fahrt durch's Landesinnere und wir staunen einmal mehr, über den Fleiss der Sizilianer, die fast jedes bebaubare Ecklein Erde zum Anbau von Gemüse, Wein oder Obst- und Olivenbäumen nutzen. Auch viele Kuhherden treffen wir an. Je weiter wir steigen, umso grüner werden die Wiesen. Wir erinnern uns an die Toskana, wo wir ein ähnlich Grün gesehen haben. Hier treffen wir auch viele sehr stattliche Höfe an.
Und wieder einmal fahren wir auch an einer an den Berg geklebten Stadt vorbei. Ihr Name ist Caltagirone.
Kurz vor Piazza Armerina fahren wir auf den "Agriturismo Gigliotto". Diesen Platz haben wir schon lange ins Auge gefasst, weil er in unserem Reiseführer als "wunderschönes Weingut mit herrlicher Aussicht und hervorragender Küche im stilvollen Saal" beschrieben ist. Das schöne Schwimmbad, welches im Buch abgebildet ist, hat leider noch kein Wasser, sonst wäre Ba gewiss hinein gesprungen, die am Meer fast „vergitzelt“, weil das Wasser noch zu kalt zum Schwimmen ist.
13.4.
Ba steht früh auf. Auf dem Hof hat es zwei junge Schäferhunde und die Luft zwischen Kyra und den jungen Hunden ist dick, so dass wir einwenig Angst um unser Oldie haben. So kann sie bei Zeiten spazieren gehen, die beiden Schäfer sind noch anderswo unterwegs.
Um ca.10.30h sind wir bei der Villa Romana del Casale in Piazza Armerina angekommen.
Die Villa entstand um 330 v. Chr. Ihr Erbauer ist nicht bekannt, möglicherweise war es ein reicher römischer Grossgrundbesitzer. Wilhelm l. zerstörte dann im 12. Jh. das Anwesen. Durch einen Erdrutsch wurden die Reste unter Schlamm begraben und sind deshalb so gut erhalten. Erst 1950 wurden sie wieder entdeckt und ausgegraben. Von den antiken Gebäuden stehen nur noch die Grundmauern.
Zu sehen aber sind unglaublich schöne und vielseitige Bodenmosaike. Sie spiegeln auf sehr eindrucksvolle Weise das römische Leben wieder.
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Eigentlich wollen wir auch die Stadt Enna besuchen. Sie liegt auf fast 1000m, und vor allem wegen der weiten Aussicht übers Land lohnt sich die Fahrt. Irgendwie verpassen wir aber den Weg und landen anstatt in Enna in Calascibetta auf nur 765m. Aber da es sehr dunstig ist, haben wir keine sehr gute Aussicht.
Wir nehmen dann den weiten Weg bis Agrigento unter die Räder, und während Ba mit Kyra im Arm immer wieder schläft, fährt Ru sicher und ruhig über die oft guten, z.T. aber auch sehr holprigen Strassen.
Wiederum ist die Fahrt wunderschön, ähnlich wie gestern, aber doch ganz anders mit ihren Zuckerhut-ähnlichen und reich bebauten Anhöhen - bebaut nicht mit Häusern, sondern mit Oliven- und Mandelhainen oder mit Wein.
14.4.
Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück fahren wir mit dem Bus zum "Tal der Tempel". Von der Bushaltestelle müssen wir der Landstrasse nach, um unübersichtliche Kurven und letztlich über einen Kreisverkehr zu Fuss zum grossen Parkplatz gehen, wo die Ticketeria ist. Es ist alles unübersichtlich, schlecht angezeigt und ausserordentlich gefährlich. Ba's Laune sinkt tiefer als nur in den Keller, denn das ganze ist eine riesige Zumutung und völlig unverständlich, dass den Gästen so etwas zugemutet wird.
Für den Eintritt bezahlen wir 10 Euro, was der Sehenswürdigkeit gewiss entspricht. Kaum sind wir im "Tal der Tempel“, kommen wir zum Garten, den anzuschauen uns sehr empfohlen wurde. Und um den anschauen zu dürfen, müssen wir gleich nochmals 5 Euro bezahlen. Doch es lohnt sich allemal, so wie es sich schlussendlich auch lohnt, den ganzen Ärger auf sich genommen zu haben.
Die Ursprünge des Gartens gehen auf die Zeit zurück, als die Griechen Sizilien besiedelten (500 v. Chr). Das von der Stadt "Akragas" ausgehende Bewässerungssystem endete zu Füssen der Stadt und verwandelte die dürre sizilianische Erde in einen blühenden Garten. Und so haben auch wir diesen "Giardino" vorgefunden: mit dem schwer-süssen Duft der blühenden Zitrusbäumen: Orangen, Zitronen, Mandarinen und Grapefruits und dazwischen immer wieder uralte Olivenbäume.
Auch Kyra findet eine Möglichkeit zum Baden.
Erst nach diesem Spaziergang durch den Garten machen wir uns auf zum "Tal der Tempel", wobei dieser Name irreführend ist, denn die Tempel liegen auf einem Höhenrücken.
Zuerst kommen wir zu den Überresten des Zeustempels: einem Haufen antiker Steine und Säulen. Und obwohl diese Überreste ein ungeordneter Haufen sind, geht davon eine enorme Kraft aus.
Dann treffen wir auf den Heraklestempel. Von ihm stehen noch acht seiner ehemals 38 Säulen.
Der zwischen 480 und 430 v. Chr. erbaute Concordiatempel ist noch sehr gut erhalten, vermutlich weil er zu einer christlichen Kirche umgebaut und lange Zeit so genutzt wurde.
Erhöht auf einem Felsvorsprung thront der Hera-Tempel mit seinem monumentalen Altar.
Was wir auf unserem langen Spaziergang durch die griechische Kultur gesehen haben, ist enorm und gibt uns das Gefühl klein und unbedeutend zu sein.
Wir sind einen langen Weg gegangen und kommen alle drei recht müde zum Campingplatz zurück.
Da Ru schon seit einigen Tagen nach einem Coiffeur Ausschau hält, nimmt sie die Gelegenheit wahr und besucht den neben dem Platz gelegenen Salon. Das Ergebnis ist gut und ausserdem hat sie auch noch einen Tipp bekommen für eine Sehenswürdigkeit in der Nähe.
15.4.
Wir stehen zwar recht früh auf, aber bis wir wegfahren, wird es doch fast Mittag. Unser heutiges Ziel ist ein schöner Campingplatz am Meer, wo wir über das Wochenende bleiben können - wieder einmal waschen, haushalten und die Füsse strecken. Ausserdem möchten wir auch noch die Ausgrabungen in Selinunte besuchen.
Ru hat gestern den Tipp bekommen, dass wir unbedingt noch die "Scala dei Turchi“ anschauen müssten: Kreidefelsen in Treppenform. Beim dritten Abbieger schaffen wir es, die Strasse gegen das Meer zu erwischen. Und von Weitem können wir sie auch sehen die Treppen, leider nur kurz beim Vorbeifahren, denn einen Parkplatz gibt es nicht.
Dafür finden wir ein paar Kilometer weiter einen schönen Platz, wo wir fast direkt am Meer zu Mittag essen können.
Der Campingplatz in Selinunte gefällt uns nicht; wie die Soldaten stehen hier die Wohnmobile in einer Reihe.
So fahren wir gleich weiter zu den Ausgrabungsstätten, die 628 v. Chr. als griechische Kolonie "Megaras" gegründet wurden. Sie zeigen durch einige restaurierte und wieder aufgerichtete Säulen die Dimensionen der einstigen Tempel und Akropolis.
Uns gefällt besonders die Natur in und um die Tempelanlagen. Wie aus dem Grün gewachsen, erscheinen uns die majestätischen Tempel und Säulen.
Wir fahren weiter zum nächsten Campingplatz, der sich zwar als einfach, aber schön am Meer gelegen präsentiert. Hier treffen wir Hildegard und Friedhelm, denen wir schon auf zwei früheren Plätzen begegnet sind.* Sie bestätigen unseren ersten Eindruck: der Platz ist nicht bloss einfach, sondern auch recht verlottert. --- So ziehen wir halt weiter.
Der nächste Platz, den wir anpeilen, der muss richtig gut sein: er hat alles was das Herz begehrt: Meer, Waschmaschine, super Sanitäranlagen, Restaurants und vieles mehr. — Ja, all dies wird er haben; in ein bis zwei, vielleicht auch erst in drei Monaten. Und wenn bis dahin ein Wunder geschieht, vielleicht auch das Meer, welches heute noch in gut 500m Entfernung liegt…
Für solch einen Moment eines moralischen Tiefpunktes haben wir daheim schon vorgesorgt und Raclettekäse, Essigzwiebeln und saure Gurken mitgenommen. Und so geniessen wir mit unserem Kerzen betriebenen Racletteofen ein feines Nachtessen - schnell zubereitet und gemütlich.
*Sizilien kann man entweder von Ost oder von West Richtung Süd bereisen. Und so ergibt es sich, dass man auf verschiedenen Plätzen immer wieder die gleichen Leute trifft.
16.4.
Auf dem Festland wurde unser Bedarf an Kirchen allmählich gedeckt; so geht es uns jetzt hier in Sizilien mit antikem Gestein aus der Zeit der Griechen oder Römer. Wunderbare Tempel durften wir bewundern, aber für den Moment haben wir einwenig genug. So kommt uns die heutige Besichtigung sehr entgegen.
Wir fahren Richtung Norden, durch Marsala und Tràpani und peilen die "Grotte di Mangiapane" an. Diese reizvolle Grotte muss man sehen, denn sie ist etwas Aussergewöhnliches.
Im Gebiet Custonaci’s befinden sich Grotten, die schon in der prähistorischen Zeit bewohnt waren. Obsidian- und Kieselsteinsplitter, sowie überall auf dem Boden verstreute Keramikbruchstücke bezeugen die Anwesenheit des Menschen schon in sehr antiken Zeiten. Die circa 70 Meter hohe und 50 Meter tiefe Grotte Mangiapane ist von Menschen seit der Steinzeit bewohnt worden. Anfang des 19. Jahrhunderts hat die Familie Mangiapane hier fünf kleine zweistöckige Häuser gebaut, ein Lager und zwei Ställe. So sollten Mensch und Tier vor der grossen Sommerhitze geschützt werden und auch im Winter Schutz vor Kälte und Wind finden.
Außerhalb entstanden einige Häuser, und eine kleinere Grotte wurde für die Unterbringung der Herde genutzt.
Die Familie wohnte bis 1950 dort. Nota bene: ein Jahr nach unserer Geburt (Ru und Ba) musste die Familie ihr einfaches Leben aufgeben, weil der Staat die Örtlichkeit als Museum darstellen wollte. Liebevoll und detailgetreu sind die Wohnräume, die Werkstätten und Ställe dargestellt. Alles wirkt so, als wären die Bewohner kurz ausser Hauses und würden bald zurück kommen.
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Ausserhalb der Grotte leben Hühner, Gänse, Katzen. Ein Hund bellt und ein Esel freut sich über den Besuch.
Alles wirkt lebendig und authentisch. In der Weihnachtszeit finden dort Krippenspiele statt.
Die Fahrt ist wieder ganz anders. Die Ortschaften haben einen leicht nordafrikanischen Charakter, der fasziniert.
Und die Landschaft ist von bizarren Bergen geformt.
Unterwegs begegnen wir einem Camplager von Pferdeanhängern. -zig Reiter kommen uns in stolzem Trab im Westernstyle entgegen und grüssen freundlich.
In Vito lo Capo erreichen wir den uns empfohlenen Campingplatz mit Waschmaschine, Restaurants und Sicht aufs Meer.
17./18.4.
Wieder einmal zwei "Zwischendurchtage".
Der erste wird wie üblich für den Haushalt gebraucht, inklusive Brot backen.
Ausserdem machen wir einen Spaziergang durch's Land und der Küste entlang.
Am Abend kommen Elisabeth und Edwin, zwei sehr sympathische Rosenheimer auf ein Glas Wein.
Der zweite Tag ist ein "far niente" Tag: wir schlafen lange, frühstücken ausgiebig und gemütlich, lesen und bereiten die nächsten Tage vor. Am Nachmittag machen wir uns mit Malblock und Farben auf den Weg.
Die Landschaft ist hier ganz besonders:
Die Küste ist gesäumt von scharfen, spitzen schwarzen Steinen, wo eine nur hier vorkommende, extrem seltene Felswurmschneckenart ihren Lebensraum hat. Die Einzigartigkeit der Biostruktur dieser Kalksteine ist in vielfältiger Weise mit den Riffen der roten Korallen zu vergleichen. Gemäss der Genfer Artenschutzkonvention gehören die Felswurmschnecken (und damit auch ihre Bänke) zu den besonders geschützten Arten.
Hinter der Küste ist ein Landstreifen mit Blumenfeldern und verschiedensten Büschen, die teilweise blühen.
Und dann kommt ein Felsstreifen in wunderbaren Färbungen. Die Gegend hier ist bei Kletterern bekannt und beliebt, und so sieht man in den Felswänden Menschen, die hier im Seil hängen.
Auf ihrem Spaziergang mit Kyra hat Ru in den Felsen sogar einen Adler gesehen - allerdings erfahren wir später, dass dies ein Habicht ist. Immerhin reicht seine Grösse von 58 - 64cm und seine Spannweite von 108 - 127cm.
Unterdessen konnte Ba wirklich einmal schwimmen. Auf dem Platz hat es ein grosses Schwimmbad mit 21° - sonnengewärmtem Meerwasser. (Im Meer ist die Wassertemperatur höchstens 17°).
Wir alle geniessen die Landschaft hier!
PS:
Wir würden uns freuen, wenn wir wieder mal einen Gruss aus der Heimat bekämen.....!!!!
19.4.
Jetzt haben wir die Nordseite der Insel erreicht. Auch diese Fahrt war wieder ausserordentlich schön. Sizilien hat auch Marmorsteinbrüche, die sehr imposant sind.
Wieder ist es eine rechte Berg- und Talfahrt. Bei einem Aussichtspunkt haben wir eine grossartige Aussicht auf unser Ziel "Castellammare del Golfo" und die umliegenden Berge.
Der Campingplatz ist einfach, aber wir haben eine schöne Sicht aufs Meer und auf die Bucht.
Wir sind kaum zwei Stunden auf dem Platz, da fahren unsere zwei Rosenheimer ein. Das gibt ein Hallo - die vierte Begegnung! Diesmal sind wir bei ihnen eingeladen.
20.4.
Heute ist ein absoluter Traumtag! Wir stehen früh auf, weil wir wieder einmal ein Auto mieten und einiges unternehmen wollen.
Als erstes fahren wir nach Segesta. Hier befindet sich der schönste Tempel von Sizilien. So schön ist er, weil er so erhaben und kraftvoll ist und vollkommen in der Natur steht.
Als wir ankommen erschrecken wir ob der vielen Busse und auch Schülergruppen. Weil aber bald Mittag ist, sind wir teilweise fast alleine und können die Ruhe, welche von diesem Bauwerk ausgeht, geniessen.
Der über 1600qm grosse Tempelbau mit 36 gewaltigen Säulen ist aber offenbar nie zu Ende gebaut worden, weil ausser dem Querbalken und dem dreieckigen Giebelfeld keinerlei Ansätze für eine Dachkonstruktion festzustellen sind. Das Innere ist eine leere Halle ohne die sonst bei griechischen Tempeln üblichen Innenräume mit Altären und Stufenanlagen.
Auf dem Rückweg entdeckt Ba Agaven in verschiedenen Stadien:
die Knospe
die blühende
die verwelkte
Mit dem Verblühen stribt die ganze Pflanze.
Beim Parkplatz haben wir einen Flyer für ein Restaurant bekommen. Da wir allmählich Hunger haben, beschliessen wir dort etwas Kleines zu essen. Die Fahrt ist weiter als gedacht und führt lange über eine ungeteerte Strasse. Wäre die Strasse nicht zu eng, würde Ru gerne umkehren. Ba ist froh, dass wir nicht umkehren können. Und die Fahrt hat sich wirklich auch gelohnt. Wir sind da angekommen, wo einwenig Himmel auf Erden ist: eine absolute Ruhe in einer herrlichen Umgebung, eine freundliche Bedienung und ein hervorragendes Antipasto - das Beste, das wir auf unserer Reise je gegessen haben. Wir geniessen es sehr.
Zu den Menschen hier in Sizilien und auch in Italien: wir haben rundum nur gute Erfahrungen gemacht - die Menschen sind äusserst freundlich und auch hilfsbereit.
Weiter fahren wir zur Therme, von der wir gelesen haben. Es soll ausserhalb der Anlage auch ein Naturbad geben, und das ist natürlich unser Ziel. Trotzdem peilen wir erst einmal die Therme an um dort nachzufragen. Es ist Siestazeit, was in ganz Italien strikt eingehalten wird. So fahren wir unverrichteter Dinge wieder weg, bemerken aber beim Wegfahren einen kleinen Wegweiser "Aqua calda“, der auf einen holprigen Feldweg zeigt. Ba rekognosziert und kommt mit dem Bescheid zurück, dass dieser Weg wirklich zum Naturbad führt. Wir schauen's zwei Einheimischen ab und ziehen uns beim Auto um. Jetzt gilt es noch einen kleinen Fluss zu überqueren und dann kommen wir an. Mehrere meist ältere, aber auch zwei junge Sizilianer sitzen im Wasser und halten hier ein Schwätzchen. Bald sind auch wir in dieses Gespräch mit einbezogen. Es ist herrlich: ca. 38° warmes Wasser (Schwefel und andere gesunde Mineralien), welches neben einem kleinen Zufluss auch aus dem Boden kommt und rundum Natur. Schöner hätten wir nicht wellnessen können!
Daheim sind wir alle drei dann ziemlich müde.
21.4.
Auf unserer Fahrt an die Westküste hatten wir es verpasst die beiden vom Erdbeben 1968 verschütteten Dörfer "Ruderi di Poggioreale“ und "Ruderi di Gibellina" zu besuchen. Ruderi heisst Ruinen. Dies wollen wir heute nachholen.
Zuerst fahren wir zum Ruinendorf Poggioreale. Es ist eindrücklich, die eingefallenen Häuser sowie die Überreste von zwei Kirchen zu sehen. 80% der Häuser waren zerstört, Tote gab es zum Glück nur drei.
In der Nähe wurde ein neues Poggioreale gebaut.
Dort essen wir eine Kleinigkeit zu Mittag. Es ist ja verständlich, dass ein über die Zeit gewachsenes Dorf eine ganz andere Ausstrahlung hat, als ein anfangs 70-er Jahre in Kürze erstelltes. Aber es ist beklemmend zu spüren, wie seelenlos dieses neue Dorf wirkt. Auch der Wirt der Trattoria bestätigt, dass die Leute hier nicht heimisch werden konnten und viele Menschen ausgewandert sind. Übrigens sein Haus sei das gewesen neben dem grossen Baum. Da wissen wir ganz genau welches, denn im zerfallenen Dorf steht nur ein einziger grosser Baum.
Ganz anders ist dann der Eindruck von Ruderi di Gibellina. Hier war das Erdbeben sehr stark und sehr viele Menschen sind umgekommen. Es gibt auch keine Ruinen mehr. Ein Künstler - Alberto Burri - hat über die Überreste des Dorfes ein "Leichentuch aus Beton gespannt", nur die ehemaligen Strassen sind noch begehbar. Durch diese Betonwüste zu gehen und nichts mehr vom Charakter des Dorfes zu spüren, ist beklemmend.
Und da wir schon ein Auto haben, gehen wir noch ins Städtchen mit dem schönen Hafen zum Nachtessen, nach Castellammare del Golfo.
Wie gut oder wie mässig das Essen ist, spielt nicht so eine Rolle. Der ganze Betrieb ist sehr Sizilianità, und wir unterhalten uns bestens.
22.4.
Vom heutigen Tag ist eigentlich nicht mehr zu erzählen, als dass wir weiterfahren bis in die Nähe von Palermo. Hier gibt es einen Zug mit dem man in die Stadt fahren kann, und da dies die einzige Möglichkeit ist Kyra mitzunehmen, freuen wir uns natürlich. Umso grösser ist die Enttäuschung, als wir gesagt bekommen, dass die Geleise in Renovation sind und nur der Bus in die Stadt fährt.
23.4.
Marceline und Edgar - wir hatten sie auf der Fähre nach Messina getroffen und nachher wieder in Catania - bieten uns an, Kyra zu hüten, wenn wir heute in die Stadt oder nach Monreale gehen möchten. Palermo haben wir in unserer Planung begraben, so nehmen wir das Angebot gerne an, um den Dom in Monreale zu besichtigen, was mit Kyra zusammen recht schwierig wäre.
Ruth gibt im Navi nicht die Koordinaten für den Parkplatz ein, sondern wählt das Ziel aus der Liste der Sehenswürdigkeiten. So kommt sie wieder einmal dazu, ihre Fahrkünste zu beweisen und mit einem 2.30m breiten Fahrzeug durch eine 2.50m breite Strasse zu fahren. Nein, einwenig breiter ist die Strasse schon, aber wenn man bedenkt, dass am Strassenrand noch Autos geparkt sind, bleibt für uns nicht mehr viel Platz. Aber man kann ja den Bauch einziehen ;-).
Als wir aus dem Gässlein heraus finden, kommt uns sofort ein älterer Sizilianer zu Hilfe und führt uns zur grossen Mauer unterhalb des Doms, wo wir einen Parkplatz finden. Es ist 13h und die Tore der Kathedrale öffnen erst um 14.30h. Unser Helfer zeigt uns ein Restaurant mit schöner Aussicht auf Palermo, wo wir eine Kleinigkeit essen.
Ich weiss nicht, ob ich dies schon einmal geschrieben habe - aber man darf es ruhig ein zweites und ein drittes Mal sagen: mit den Sizilianern haben wir nur gute Erfahrungen gemacht. Sie sind ausserordentlich freundlich und hilfsbereit.
Endlich kommen wir zum Duomo Santa Maria Nuova, der von 1172 bis 1176 erbaut und dessen Kreuzgang im arabisch-byzantinisch-normannischen Stil gebaut wurde. Die Kathedrale ist 102m lang, 40m breit und 35m hoch (also nicht ganz einfach auf den Photoapparat zu bannen).
Das Innere ist durch Säulen mit korinthischen Kapitellen in drei Schiffe unterteilt. Die Wände sind unten mit Marmor verkleidet, der obere Teil ist aber vollständig mit aussergewöhnlich schönen byzantinischen Mosaiken ausgestattet. In der Apsis ist Christus als Weltenherrscher dargestellt. Die Mosaike im Mittelschiff und an der Westwand zeigen Szenen aus der Schöpfungsgeschichte und aus dem Leben von Abraham, Isaak und Jakob. Im Chorraum und in den Querschiffen wird in den Mosaiken das Leben Christi gezeigt und in der nördlichen Seitenkapelle und der Seitenapsis kann man die Apostelgeschichten bewundern.
Wenn man die Kirche betritt, dann erschlägt einen diese wunderbare Pracht von 650qm Goldmosaik fast.
Der Kreuzgang ist der einzig noch verbleibende Rest eines ehemaligen Benediktinerkloster. Der quadratische Innenhof wird vom Kreuzgang mit Doppelsäulen umschlossen.
Kein Kapitell der 238 Säulen gleicht dem andern.
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In einer Ecke des Kreuzganges steht ein quadratischer Brunnenhof mit einer Säule, auf der eine runde Brunnenschale ruht.
Als wir die Kathedrale verlassen, stehen draussen viele festlich gekleidete Leute. Ba bringt bald in Erfahrung, dass um 16h hier eine Hochzeit stattfindet. Der Rahmen für diese Fest könnte feierlicher nicht sein!
Einheimische und Touris warten gespannt auf die Braut.
Zurück auf dem Campingplatz trinken wir nach dem Nachtessen zu sechst (alles Schweizer) einen Schlummerbecher. Es herrscht eine wunderschöne Stimmung.
24.4.
Heute ist Sonntag und der morgige Montag ist in Italien ein Feiertag. Da an solch verlängerten Wochenenden alle Sizilianer unterwegs sind - auch mit dem Camper - empfiehlt es sich zu bleiben. Also wieder einmal Wäsche waschen, dann ein Spaziergang dem Meer entlang. Da es heute sehr windig ist, sind auch die Wellen entsprechend stürmisch und photogen......
....und die Möven lassen sich vom Wind treiben.
25.4.
Nachdem wir uns von allen netten Schweizer-Nachbarn verabschiedet haben, fahren wir los Richtung Cefalù. Die Fahrt geht meist dem Meer entlang. Nach Palermo müssen wir unsere "grüne Strasse" (Strassen, wo die Natur besonders schön ist) suchen, weil unser Navi uns unbedingt über die Autobahn führen will. Wir gewinnen aber den Kampf! So fahren wir durch landschaftlich schöne Gegenden, durch Dörfer und erleben hier einmal mehr die sizilianische Freundlichkeit.
Wie würde ein Polizist in der Schweiz reagieren, wenn ein Camper durch eine gesperrte Strasse mit klar gekenntzeichnetem Fahrverbot fährt?!? Vermutlich nicht sehr zuvorkommend!
Uns ist dies passiert, weil alle Schilder und auch unser Navi durch besagte Strasse zeigten. Kaum eine Wagenlänge in dieser Strasse werden wir von einem Polizisten mit goldbesetzter Uniform angehalten. Statt zu lamentieren, fordert er uns auf ihm nachzufahren. Er zeige uns, wie wir wieder auf die richtige Strasse nach Cefalù finden. So fahren wir von einem freundlichen Polizisten eskortiert durch Trabia.
Wir haben auf Sizilien bis jetzt kaum Industrie angetroffen. Nach Termini Imerese ist entlang der Küste Kilometer weit Industrie zu sehen.
Kurz vor Cefalù kommen wir zum schön gelegenen Campingplatz.
26.4.
Weil es auch hier schwierig ist mit dem Hund Bus zu fahren, sind wir schon dran, unser WoMo vom Strom loszubinden, da sagen unsere Nachbarn, dass sie gestern sehr günstig mit dem Taxi in die Stadt gefahren seien. Wir tun’s ihnen gleich.
Cefalù ist eine bunte und sehr fröhliche Stadt. Hier ist wenig Staub oder grau: farbenfrohe Wäsche flattert an den Balkonen, diese sind blumengeschmückt...
...und der Gemüsehändler verhandelt mit seiner Kundschaft laut lamentierend von der Gasse zum Balkon hinauf.
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Die Strassen sind eng, klar beschildert zu eng für unser WoMo, aber auch eng für kleine Autos. Dafür die Mofas! Die knattern mit grauslichem Lärm von hinten heran, so dass man jeweils mit einem grossen Sprung auf die Seite flüchtet.
In einem guten Lokal mit Blick aufs Meer essen wir zu Mittag. Die Badesaison ist eröffnet - die ersten Badenden stürzen sich zögerlich ins Meer. Ba freut sich darauf, es Ihnen nachzutun.
Direkt neben unserem Restaurant befindet sich der arabische Waschplatz aus dem Mittelalter. Die einzelnen Waschbecken und die schrägen Waschbretter sind gut erhalten. Hier wurde noch bis in die 1950er Jahre gewaschen.
Erst nach Kaffee und Eis wenden wir uns der Kultur zu und besuchen den Dom von Cefalù. Die Mosaike sind zwar viel schlichter als in Monreale, aber das Christusbild hier steht jenem von Monreale in Nichts nach. Die ganze Kirche hat eine wunderbar ruhige, geradezu innige Atmosphäre.
Der freundliche Taxifahrer, der uns in seinem neuen, blitzenden Fahrzeug schon in die Stadt gebracht hat, fährt uns jetzt noch zu einem Aussichtspunkt, wo wir eine herrliche Sicht auf die Stadt und Umgebung haben - einfach um uns eine Freude zu bereiten... Einmal mehr diese enorme Freundlichkeit auf dieser Insel!
27.4
Als wir am Aufräumen sind, stehen Claudia und Franz vor unserem WoMo. Wir freuen uns, sie zu sehen - auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist: wir gehen, sie bleiben.
Wir sind jetzt definitiv auf dem Rückweg Richtung Messina, wo wir Sizilien vor vier Wochen erreicht haben. Wir stellen fest: der Norden, der Süden oder die Mitte der Insel haben völlig unterschiedliche Charaktere. Cefalù war noch sizilianisch. Jetzt säumen steile Hänge und Berge die Strasse, welche dem Meer entlang führt. Aber hier kann kein Ackerbau und auch keine Landschaftspflege sein. Zu abweisend ist die Umgebung. Auch ist unterhalb der Strasse vermehrt Industrie, und neben der Strasse verlaufen die Eisenbahngeleise und nehmen die Sicht auf das Meer. Auch die Ortschaften haben ihre Sicilianità verloren: vorbei der verstaubte Charme mit flatternder Wäsche auf den Balkonen. Wohnblöcke, wie wir sie auch bei uns kennen, säumen die Dorfstrassen. Aber kurvig ist die Strasse - mehr als 50km/h kann man selten fahren. So liegt es durchaus drin, dass wir - wie unser Navi behauptet - für 160km gut 4 1/2 Stunden brauchen. So kürzen wir ab und erreichen das neu definierte Ziel nach einem kleinen Pick-Nick nach 3 Stunden.
Unterwegs kommen wir auf unserer Strecke zu einem Strassenabschnitt, der deutlich markiert als gesperrt deklariert ist. Wir versuchen es gar nicht anders, sondern lassen uns der Umfahrung folgend über enge Strässlein in die Höhe treiben - mit gut 20% Steigung, so dass wir nach kürzester Fahrt gewiss auf 400m.ü.M. gestiegen sind. Mehr als im ersten oder zweiten Gang zu fahren liegt nicht drin. Wieder den Berg hinunter ist nicht besser. Statt zu fotografieren und dieses Abenteuer bildlich festzuhalten, klammert sich Ba am Haltegriff ob der Türe fest. Abenteuerlich ist es, ein entgegenkommendes Fahrzeug zu kreuzen.
Letztlich: Ru hat's geschafft.
Wir peilen einen Campinplatz an, der gut qualifiziert ist. Leider ist er nicht ab April, sondern erst ab Mai offen. Aber der sehr freundliche Besitzer gibt uns die Adresse eines noch viel besseren Platzes an.
Noch einmal steigt die Strasse an und wir kommen zum Walfahrtsort Tindari, mit einer Schwarzen Madonna, welche der Überlieferung nach im 9. Jh. von Konstantinopel nach Sizilien kam. Die Aussicht von hier oben ist grossartig Die Lagune, die wir sehen, gehört offenbar zum Naturschutzgebiet, das an den Campingplatz angrenzt, den wir anpeilen.
Und ja: der Platz mit wirklich guter Infrastruktur scheint auch von der Lage her so gut zu sein, dass wir durchaus zwei, drei Tage bleiben können.
28.4.
Noch gestern Abend haben wir für heute einen Tagesausflug auf die beiden äolischen Insel Panarea und Stromboli gebucht. Um 11h werden wir auf dem Campingplatz abgeholt und zum Hafen von Milazzo gebracht.
Vorbei an den beiden Inseln Vulkano und Lipari erreichen wir Panarea, wo wir in einem reizenden Restaurant zu Mittag essen.
Ein kleiner Spaziergang durch das hübsche Dorf mit griechischem Flair und schon müssen wir wieder aufs Schiff zur Weiterfahrt.
Vor der Insel umschiffen wir den "Miniarchipel", Felsformationen mitten im Meer. Diese Felsen waren einst Teil dieser Vulkaninseln, welche zusammengehören und ihren Grund 2000m unter dem Meerespiegel haben.
Stromboli ist unsere grosse Hoffnung, hier einmal einen aktiven Vulkan bewundern zu können. Das Meer ist unterdessen recht stürmisch geworden und unser Boot muss auf dem schwarzen Sandstrand an Ufer laufen.
Wir setzen uns ab und spazieren durch die Gässlein, die hier einen ganz anderen Charakter haben als auf Panarea. War dort alles offen, sind hier die Häuser umgeben von Mauern, welche keinen Einblick in die hübschen Gärten zulassen. Immer wieder müssen wir auf die Seite springen wegen der „Panaroti", der dreirädrigen Benzin- oder Elektrofahrzeugen, welche die engen Gassen unsicher machen.
Für die Rückfahrt ist eine Pastaparty angesagt. Diese besteht aus einem Teller Makkaroni mit Tompüsauce, einer Tetrapachung Weisswein (10,5%) und einer Flasche Wasser. Und das grosse Event, der Grund unserer Reise tritt auch nicht in Erscheinung. Einzig ein Rauchwölklein entschwebt den Kratern des Vulkans. Wir können unsere Augen reiben wie wir wollen: kein einziges Fünklein zeigt sich am Abendhimmel.
29.4.
Endlich wieder einmal ausschlafen, endlich wieder einmal ein schönes Frühstück, endlich wieder einmal ein ganz gewöhnlicher Ferientag. Zunächst mit der Hausarbeit, die "unterwegs" immer vernachlässigt wird. Und dann eröffnet auch Ba - recht erhitzt vom Wasserschleppen - "ihre" Badesaison. Sie stürzt sich zwar nicht in die Fluten, dazu ist das Wasser doch noch zu kalt; aber sie geht ruhigen Schrittes mutig voran bis sie ganz eingetaucht ist. Und dann geniesst sie es, zu schwimmen, unter zu tauchen - und dabei auch fotografiert zu werden. Unterdessen amusiert sich Kyra am Strand.
Ansonsten nehmen wir den Tag ruhig. Der Spaziergang im Naturschutzgebiet der Laghetti von Marinello ist wunderbar, die Natur gleicht einem Botanischen Garten, mit einer enormen Artenvielfalt verschiedenster Pflanzen, auch ganz winziger Blümlein, wie wir sie bei uns nicht einmal in den Alpen kennen.
Unter dem Felsen liegt unser Campingplatz, von dem wir mit Kyra täglich in den Laghetti (im Bild rechts) spazieren gehen.
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30.4. bis 2.5.
Dass das Wetter am Sonntag vorübergehend wechselt, haben wir schon seit Tagen auf unserem Wetter-App gesehen. So haben wir beschlossen, hier zu bleiben: der Campingplatz ist gut eingerichtet, es gibt ein nettes Restaurant, und es ist auch schön um mit Kyra zu spazieren - ausser man wird durch und durch nass, wie dies Ba passiert ist. Und im Regen zu reisen und Sehenswürdigkeiten anzusehen, macht wenig Spass...
So faulenzen, lesen und spielen wir.
Plötzlich, mitten im Spiel juckt Ba auf: sie erkennt, dass die neuen Nachbarn Marceline und Edgar sind. Die Freude ist gegenseitig, und wir verbringen einen netten Abend miteinander im Restaurant, wo wir gut gegessen haben.
Und jetzt müssen wir hier noch eine sizilianische Geschichte erzählen, welche wir bisher schamvoll verschwiegen haben.
Einige Wochen ist es her, dass wir durch ein Dörflein mit enger Strasse und an der Seite auch noch wild parkierten Autos fahren. Plötzlich gibt es einen lauten Knall, und unser rechtsseitiger Aussenspiegel hängt kaputt hinunter. Unser Schreck ist riesig. Ba schaut nach hinten: es ist ein alter Mann... Sorgfältig fährt Ru zurück und sieht den Schaden. Zum Glück steht der Mann. Er kann auch seine Schulter bewegen, klagt aber über starke Schmerzen, was ja klar ist. Ein zweiter Herr, gut gekleidet und sehr weltgewandt, kommt dazu. Ru verlangt nach der Polizei, damit sie den Unfall der Versicherung anmelden kann. Der Herr meint, dass wir dies selber regeln können. Zunächst einmal führt er uns zu einer Garage, wo unser Rückspiegel für 20 Euro in "no time" geflickt wird. Der alte Mann klagt, dass er jetzt wahrscheinlich ins Spital müsse und sicher drei Tage lang nicht arbeiten könne. Seinen Arm bewegt er allerdings. Ru besteht nochmals darauf, die Polizei kommen zu lassen, was aber wieder vehement abgewiesen wird. Ja, was sie denn tun solle, fragt sie den Herrn. Der alte Mann müsse doch gewiss zum Arzt gehen. Ja, sie soll ihm ein Schmerzensgeld geben, meint der Herr, vielleicht etwa 150 Euro. Ru gibt dem Mann 100 Euro und dieser bedankt sich sehr. Ru hat eine schlaflose Nacht wegen dem Mann und weil wir uns beide nicht vorstellen können, wie das geschehen ist. Beide haben wir nur den Knall gehört und nichts gesehen, auch keinen Mann, der hinter einem Auto in die Strasse heraus getreten wäre.
Ja, gern erzählt man solche Geschichten ja nicht.
Auf der Schifffahrt nach Stromboli sassen wir mit einem französischen Ehepaar am Tisch. Wir sprachen darüber, wie freundlich die Sizilianer sind und wie wir nichts, wirklich gar nichts Übles hier erlebt haben. Serge stimmte dem zu, allerdings einwenig nachdenklich. Eine Sache sei ihm passiert, die er sich einfach nicht erklären könne. --- Er musste niemandem Schmerzensgeld bezahlen, dafür kostete bei ihm die Reparatur des Spiegels 450 Euro...
Der geflickte Aussenspiegel sieht so aus......
3.5.
Am frühen Morgen erwachen wir weil heftige Windböen an der Sonnenstore reissen. Also auf und draussen alles aufräumen und dann noch einmal kurz ins Bett zum Aufwärmen. Um 10h sind wir startbereit. Zum ersten Mal fahren wir Autobahn mit Maut, damit wir schneller vorankommen. Wir finden gut zur Fähre in Messina und verabschieden uns einwenig traurig von Sizilien.
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