Sechszehnte Etappe - New Mexico

 

Ganz erstaunlich ist immer wieder der Wechsel von einem Staat in den nächsten - und zwar nicht allmählich übergehend sondern meistens sehr abrupt. Bewegten wir uns in Colorado noch in heimelig properer und gebirgiger Landschaft, so wurde es in New Mexico sehr schnell wieder flacher und mit stark südlich geprägter Ambiente.

In dieser kargen Landschaft waren wir erstaunt, ganz plötzlich recht seltsam anmutenden Baulichkeiten zu begegnen, die teilweise an Gaudi's Architektur (Barcelona) erinnerten.



 

"Earthship" (Erdschiff) sind diese Häuser benannt, die gleich unseren "Erdhäusern" gänzlich ohne Fremdenergie funktionieren, die aber im Gegensatz zu den bei uns gebauten Erdhäusern zum Aufbau der Mauern und Treppen Recycle-Material gebrauchen: Pneus, Glasflaschen, Getränkebüchsen.



 

Auch der Wasserhaushalt wird reguliert - einerseits durch Wasserspeicher, andererseits durch ein durchdachtes Sickergruben-System mit verschiedenen Gemüsekultur-Anlagen - zum Teil sehr vegetativ hinter den wärmespendenen Verglasungen.





 

 

 

 

 

Eine Siedlung von 60 Häusern liegt in der Umgebung des Musterhauses.

 

 

 

 

Wir waren fasziniert!


 

Santa Fe hatte Ruth vor Jahren schon bereist - und war im ersten Moment schockiert und enttäuscht, wie touristische Völkerwanderungen ihr die Sicht auf ihre Erinnerungen an diese Stadt raubten. Eine Stadtführung im kleinen Bus, wo kaum Platz war nach rechts oder links zu schauen? Die Entscheidung folgte durch die Begegnung mit Roberto und seinem Velotaxi.


Auf einer 45-minütigen Fahrt zeigte er uns die schönsten Strassen, Gebäude, Ecken, Mauern und Gärten seiner Stadt, die so gar nichts amerikanisches an sich hat.

 

Ein- höchsten zweistöckig sind die schönen Adobehäuser aus braunem Lehm. Die Ambiente ist südlich (mexikanisch - maurisch).





 

 

 

 

 

Santa Fe ist die Stadt der Künste. Eine ganze Strasse ist besiedelt nur mit Ateliers und mit Galerien.


 

 

 

 

 

So besuchten wir denn auch das Museum von Georgia O'Keefe, die in der Landschaft um Santa Fe gelebt und gemalt hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir erlebten Santa Fe auch als mystisch-bunte Stadt: Die Hauptkirche strahlt durch ihren farbenfrohen Chor eine Fröhlichkeit aus, wie wir sie in unserem Kulturkreis in sakralen Gebäuden kaum kennen.



In einer Kapelle aus dem 19. Jahrhundert treffen wir auf eine Rundtreppe, die auch in der heutigen Zeit als mystisch-wissenschaftliches Rätsel gilt: sie ist gänzlich ohne Stützen und ohne Nägel gebaut; wie ist es möglich, dass sie sich in einer mehr als 360° Wende selber trägt?!

 

Wir geniessen es, durch die Strassen zu bummeln und den indianischen Strassenverkäuferinnen zuzuschauen oder die bunten Auslagen zu betrachten.




 

White Sands ist eine Gipswüste von einer Ausdehnung von ca. 750 km2: weisser Gipssand, der für uns optisch authentisch ist mit einer Schneelandschaft, ausser dass wir uns darin in Sommerkleidung und barfuss bewegen und dass aus dem Weiss auch Pflanzen wachsen.




 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Spaziergang ist natürlich angesagt; den Camper lassen wir auf dem Parkplatz mit bedeckten PicNic-Tischen,


denn wir wollen doch unsere Website mit einigen guten Bildern füttern, damit unsere Lieben daheim einwenig mitstaunen dürfen. Sujets und viel Lebensfreude sind gegeben - die Landschaft ist zauberhaft.




Je länger die Schatten im untergehenden Sonnenlicht werden, umso euphorischer werden wir von der Schönheit dieser Gipsdünen.

 

"Ecoute le silence" - absolute Stille um uns, wir sind einzig auf der Welt.


 

 

 

Aber es kriecht auch einwenig Angst auf: vor uns liegen nur Dünen, der Weg gekennzeichnet einzig durch Holzstäbe im Abstand von ca. 50 m - weiter und immer weiter - Spuren sieht man kaum.




 

 

 

 

 

 

So sind wir seit 1 1/2 Stunden schon unterwegs. Die Sonne ist in einem grossartigen Farbenspiel untergegangen,

 

 

 

Schatten gibt es keine mehr sondern allmählich breitet sich Dämmerung und langsames Eindunkeln aus. Vor, hinter und um uns weiterhin nur Dünen - endlos.

 

Die Angst kriecht nicht mehr, sie steht konkret vor uns und bekommt einen Namen: schaffen wir es noch vor dem endgültigen Einbruch der Dunkelheit?
Aus unserer Halbliter-Wasserflasche, die wir auf allen Trips immer bei uns haben, trinken wir schon seit einer Stunde nicht mehr: der Rest Wasser wäre der einzige Lebenskomfort, der uns bliebe, wenn wir barfuss, ohne Jacken und ohne Nahrung die Nacht in der Wüste verbringen müssten....
Unsere Schritte werden schneller, Worte gibt es nur noch wenige - aber bis zuletzt ist bei uns beiden neben der Sorge auch stets die Freude an dieser absolut einzigartigen Schönheit um uns. Wegstäbe und Dünen liegen weiterhin vor uns. Und plötzlich sagt Barbara ganz ruhig: " Dort vorne sehe ich das WoMo - es hat auf uns gewartet."


 

Laute Worte braucht es keine: wir hatten beide ganz fest daran geglaubt, dass wir es schaffen würden. - Ganz nach dem Motto: "Yes, we can! "

Als wir das WoMo erreicht haben und wegfahren ist rund um uns Dunkelheit.



 

 

In den Staaten ist alles einwenig grösser.... Wir haben ja schon einige Tropfsteinhöhlen besucht: in der Schweiz, in Sardinien, in Südafrika - aber die Caverns von Carlsbad, NM übertreffen alles!

 




Das Höhlensystem liegt ca. 250 m unter der Erde.

Man erreicht es entweder in einem rund 1-stündigem Abstieg oder per Lift. Wir wählten letzteres. Für die 3,2 km lange Wanderung untertags brauchen wir knapp 2 Stunden - nicht weil der Weg so anstrengend sondern weil die Welt der Stalaktiten und Stalagmiten (welche kommen jetzt schon wieder von oben ?!? ) so märchenhaft war, gleich einem Bühnenbild zu einem Harry Potter-Film.........

 11. Oktober 2010