S A R D I N I E N

 

27. August - 8. Oktober 2017

 

 

27. August
Um 11h ist Abfahrt Cholibuck - um ca. 15h kommen wir in Melano/TI auf dem Campingplatz Monte Generoso an, wo wir schon zweimal waren. Es ist sehr heiss, und wir geniessen beide (sogar auch Ruth…) ein erfrischendes Bad im warmen See.
Neben unserem WoMo spazieren Enten, Xayra schaut zu….(Kyra hätte sie gejagt).


müde von der Reise

 

28. August
Nach einer sehr heissen Nacht hat ein Morgenschwumm im See die Lebensgeister geweckt.
Wir haben keine Eile und fahren ca. 11h vom Campingplatz weg; zunächst nach Como, wo wir bei Vodafon eine Simkarte besorgen, damit wir unsere Website führen können.

 

Die Fahrt geht gut aber es hat viel Verkehr. Wir sind früh in Genua und entscheiden uns, einen Strand zu suchen, damit Xayra noch einwenig spazieren kann. Ba wird in Google fündig, und das Navi führt uns - Technik sei Dank! Der Strand ist leider nicht zum Spazieren: felsig mit einem kleinen Kiesplatz voll von kleinen und grossen Wasserratten. Aber der ganze Ort ist sehr pittoresk.

 

 

Auch am Hafen sind wir früh genug und warten schreibend, lesend und spielend auf die Fähre.

 

29. August
Um 1/2 7h ist Tagwache, um 8h laufen wir in Olbia ein.

 

Muschelbänke vor Olbia

 

Bei einer nahe gelegenen Bar finden wir einen Schattenplatz, wo wir frühstücken können und wo es auch ein bescheidenes Spaziergänglein gibt, damit Xayra sich endlich versäubern kann. Unterwegs nach Palau suchen wir in San Pantaleo das Hotel Arathena. Hier machen Corina und Nathan Ferien und wir setzen uns zu einem Cola in den hübschen Hotelgarten.

 

Weiter geht unsere Fahrt durch bergiges Land mit skurrilen Steinformationen.
Wir möchten zwei, drei Tage auf der Insel La Maddalena bleiben, denn die muss mit hübschen Buchten und herrlich türkisem Wasser ausserordentlich schön sein. In Palau erreichen wir sofort die Fähre.

 

Leider gibt es hier nur zwei Campingplätze: der eine ganz ohne Bäume und der andere nicht am Meer liegend. Ganz ohne Schatten geht es bei gefühlten 40°C überhaupt nicht - und ohne Bad im türkisklarem Wasser auch nicht...

 

30. August
Nur nicht den Kopf in den Sand stecken…
Wir hatten gestern beschlossen, heute eine Inselrundfahrt zu machen inkl. den Besuch des Garibaldimuseums auf der kleinen Nachbarinsel Caprera und mit einem Bad in einer der malerischen Buchten. Das Garibaldimuseum mussten wir steichen: beim Tor haben wir erfahren, dass Hunde zu dieser geschichtlich so wichtigen Persönlichkeit, dass jeder Italiener diese Gedenkstätte besuchen müsste, keinen Zutritt haben.

 

Beim Weiterfahren kamen wir zum zweiten Campingplatz auf La Maddalena. Schatten hat er wirklich nicht, aber wenn man sich nicht ins Gewühl der WoMo’s stellt...

 

...sondern auf den Hügel darüber (zwar ohne Strom und ohne Schatten), hat man den schönsten Blick aufs Meer, auf die spezielle Landschaft und man hat Wind! Herrlich! 

 

Und das Bad im türkisblauen Wasser: wenn auch keine Abkühlung, so doch pure Wonne!

 

Während Ba badet, geht Ru mit Xayra spazieren. Doch beide leiden - es ist soooo heiss!

 

Die Entscheidung nicht im Restaurant zu essen, fällt bei dieser Aussicht mit Sonnenuntergang nicht schwer.

 

31. August
Zum Bett raus und ins Meer rein - wo immer dies möglich ist, lässt Ba es sich nicht entgehen!
Wir entschliessen uns trotz schönstem Ausblick und dem klaren Wasser zurück auf die grosse Insel zu fahren - schliesslich wird es auch hier schöne Orte und nasses Wasser geben…


Die Fahrt zum Hafen ist abenteuerlich: das Navi führt uns durch kurvenreiche Strassen und zuletzt durch enge Gassen hinunter zum Hafen.

 


Wir fahren bis Palau und bleiben hier beim nächsten Campingplatz hängen, bevor wir morgen zu den nächsten Natursehenswürdigkeiten weiterfahren.
Nach der Siesta machen wir einen Spaziergang mit Xayra im nahen Pinienwald. Sie geniesst es, auf dem weichen Waldboden zu rennen wie der Wind, kann kaum stoppen.

 

Welch ein Glück: im Campingrestaurant gibt es heute Spanferkel vom Grill - eine sardische Spezialität.


1.September
Als erstes besuchen wir das Capo d’Orso, den „Bären-Kap“.


Mit etwas Fantasie erkennt man ganz rechts oben auf dem Hügel einen Bären.

 

Ein neu angelegter Fussweg steigt steil durch eine fantastische Felsenlandschaft mit zahlreichen Tafoni-Felsen und wunderbar skurrilen Steinformen und -Figuren. 

 

Oben angekommen erwartet uns eine gigantische Felsverwitterung in Form eines Bären, die dem Kap seinen Namen gab. 

 

Die Aussicht hier oben über Palau, das Meer und die Inselwelt des Maddalena-Archipels bis hinüber zur Nachbarsinsel Korsika ist unbeschreiblich!

 

Vorbei an wunderschönen Buchten fahren wir bis Santa Teresa Gallura, wo wir Aug in Aug der südlichsten korsischen Stadt Bonifazio gegenüber stehen.


Weiter fahren wir zu einer der grossartigsten Sehenswürdigkeiten, welche die vielfältige Natur Sardiniens zu bieten hat: das berühmte Capo Testa. Das weit ins Meer vorgeschobene Kap aus härtestem Granit ist fast immer windig und oft sturmumtost und den Elementen schutzlos ausgeliefert. Die Schaffenskraft der Natur kannte dabei keine Grenzen: es wimmelt hier von bizarren Felsskulpturen, skurrilen Steinformen und fantastischen -gestalten. Wir sind begeistert!

 

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Gut 20 km weiter kommen wir auf den mit vielen Sternen gekürten Campingplatz „Baia Blu La Tortuga“. Hier möchten wir 2 - 3 Tage bleiben, aber schon um 17h dröhnt die Musik aus der gar nicht so nahen Diskothek.

 

2. September
Weiter zu reisen ist kein schwieriger Entscheid. Nicht nur der Lärm, auch der starke und sehr kühle Wind ist sehr unangenehm, und ausserdem sind die Spaziermöglichkeit mit Xayra sehr eingeschränkt.
Wir fahren als erstes nach Isola Rossa, wohin eine Stichstrasse mit grossartiger Aussicht auf das Örtchen mit dem vorgelagerten roten Felseneiland führt.

 

Weiter geht's zum Roccia dell'Elefante in der Nähe von Castelsardo. Dies ist wohl der meistfotografierte Stein Sardiniens, ein Fels in Form eines Elefanten, der auch Archäologen entzückt, denn sein aufgebrochenes Innere hat drei Felsengräber freigelegt.


 

 

 

 

 

Weiter fahren wir nach Sedini. Dieses Dorf wird von einem riesigen quaderförmigen Sandsteinklotz überragt, so dass es scheint, als wüchsen die Häuser gerade aus diesem Felsen heraus. Und es gibt wirklich ein Felsenhaus, das „Domus de Janas“, wo es sich allerdings recht gut leben lässt - mit Komfort und Fernsehantenne.


 

Auf einem Picknickplatz mit tollem Ausblick über das Land und einer eigenen Quelle essen wir zu Mittag.


 

Weiter geht die Fahrt Richtung Porto Torres. Auf einem Campingplatz vor dem Städtchen bleiben wir. Hier kann sich Xayra am ausgestorbenen Strand austoben und rennen. Einzig einige Kitesurfer geniessen den starken Wind.


 

Zu Nacht essen wir im Strandrestaurant: speziell brasilianisch, ein Megamenue mit Vorspeisebuffet, mehreren Gängen - ein riesiger Gästeerfolg. Wir essen „bloss“ Pizza und bezahlen trotzdem mehr als 50€.......

 

3. September
Der Wind hat einwenig nachgelassen. Unser nächstes Ziel ist Porto Torres.

 

Hier besuchen wir die Basilica San Gavino aus dem 11.Jh. - die einzige römische Basilika auf Sardinien, und sie gilt als eines der bedeutendsten romanischen Baudenkmäler ganz Italiens.

 

 

Nahe der Kirche in einem lauschigen Restaurant essen wir zu Mittag - Teigwaren mit Meeresfrüchten - ausgezeichnet!

 

Unterwegs nach Alghero spazieren wir über die Ausgrabungen der steinzeitlichen Gräberstätten „Anghelu Ruju“, die aus der Zeit 3300 v. Chr. stammen. Insgesamt 38 verzweigte Felsengräber sind hier freigelegt worden.

 

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Über 400 Jahre lang unterlag Alghero spanischen Einflüssen, heisst deshalb auch heute noch die „spanische Stadt“. Ganz speziell ist, dass hier noch immer ein katalonischer Dialekt gesprochen wird und dass die Strassen zweisprachig angeschrieben sind.


Auf dem stadtnächsten Campingplatz, der mehr als überfüllt ist, sind gerade noch drei schäbige „Plätze“ frei. Auf dem nächsten Platz finden wir zwar keine pittoreske, aber eine zweckmässige und ruhige Übernachtungsmöglichkeit.

 

4. September
Bevor wir weiterfahren, besuchen wir noch den „Complesso Nuragico Palmavera“. Die steinzeitliche Anlage besteht aus Haupt- und Nebentürmen und einem „Dorf“ von rund 50 Hütten.
Nuraghen sind prähistorische Turmbauten der Bonnonaro-Kultur. Ihr Verwendungszweck wird als Kultstätte, immer seltener auch als Burgen oder Grabbauten gedeutet. Am häufigsten liegen sie im Westen und im Zentrum Sardiniens.

 

Hat man das kreuz und quer führende Getümmel der Strassen durch Alghero Richtung Bosa gefunden, umfängt einen die Einsamkeit.
 


römische Brücke vor Alghero

Blick zurück auf Alghero

Das wird so bleiben, denn auf den 50km bis Bosa ist kein Ort und kein Haus anzutreffen. Hier gibt es nur die abwechslungsreichste Küstennatur, welche diese Strecke zum schönsten Küstenstreifen Sardiniens macht.

 

Beim Stellplatz "S’Abba Druche“ machen wir Halt, ein weitläufiges Gelände mit kleinem Sandstrand, ohne Komfort, gerade mal zwei Toiletten auf 100 Stellplätze. Dafür stehen wir wunderschön, direkt am Meer mit einem romantischen Sonnenuntergang in Richtung Torre Argentinia.

 

Und - - - um die Romantik zu vervollständigen: auch der Vollmond schickt sein helles Licht. Zwanzig müsste man sein… Aber auch mit bald siebzig geniesst man es noch.


Mondaufgang

Monduntergang

 

5. September
Eigentlich wollten wir weiterreisen. Aber es wäre schade, dieses schöne Fleckchen Erde nicht noch einen Tag länger zu geniessen. Wir haben zwar kein Internet, nicht einmal Telefonverbindung und können so die Website nicht weiterführen. Aber es ist auch schön, mal ohne Zivilisationskomfort zu leben. Ru kann trotzdem das WoMo putzen und Ba knetet den Brotteig beim Campen ohnehin immer von Hand.
Dolce far niente, schwimmen und die nächsten Reiseetappen vorbereiten, prägen diesen Tag. Im hübschen Strandrestaurant essen wir gut zu Nacht und anschliessend sind wir bei Nachbars zu einem Schlummerbecher eingeladen, kommen aber leider zu spät zurück.

 

6. September
Heute ist Kultur angesagt.
Nach dem Zusammenräumen besuchen wir Bosa. Wir haben an der Uferstrasse Via Lungo Temo einen Parkplatz gefunden. Der Temo ist der einzige Fluss Sardiniens, der schiffbar ist.

 

Wir spazieren durch die engen Strassen, wo leider auch Autos fahren dürfen. 

 

 

 

 

 

Am Eingang der Altstadt erhebt sich die Catedrale dell’Immacolata, deren Kuppel die Dächer der Altstadt überragt. Besonders Ihre Deckengemälde und das mit Schnitzereien geschmückte Chorgestühl sind sehenswert. 


bemerkenswert = nur Frauengestalten

 

 

 

Den Aufstieg zum Castello Malaspina ersparen wir uns, denn wir haben heute noch einiges vor!
Zunächst wird der erste Grosseinkauf auf Sardinien erledigt.
Dann geht's weiter ins Landesinnere. Zuerst steigt die Strasse aus dem Tal des Temo in steilen Serpentinen hinauf nach Suni. Unterwegs lohnt sich ein Blick zurück auf Bosa.

 

Danach geht es über die Hochfläche nach Sindia. Nahe dem Städtchen Macomer weist ein Schild zu einigen herausragenden archäologischen Stätten, die hier im freien Feld verstreut liegen. Dazu zählt der Nuraghe Ruiu mit den so genannten „Menhiren von Tamuli“, sechs zuckerhutartige Steingebilde. Drei davon weisen busenartige Ausbuchtungen auf, drei davon sind ohne. Welche Bedeutung sie einst hatten, ist ungeklärt.

 

 

 

Unser nächstes Ziel ist Santa Sabina. Das besondere an diesem Ort ist, dass sich hier Prähistorie und Christentum unmittelbar begegnen.

 

Denn hier ragt der sehr gut erhaltene Nuraghe S. Sabina (er kann sogar bestiegen werden) ...

 

...neben dem frühchristlichen Kirchlein Santa Sabina auf. Dafür empfängliche Menschen spüren, dass hier ein besonders starker Kraftort ist.

 

Für heute ist genug Kultur!  Wir suchen den im Land gelegenen und bestens ausgestatteten Campingplatz Nuraghe Ruiu auf. Wir sind die einzigen Campinggäste. Jedoch leben in den zum Platz gehörigen Appartements und Wohnwagen 80 kohlrabenschwarze Immigranten. Es tut weh, die jungen Männer zu sehen, die hier weitgehend ohne sinnvolle Beschäftigung sind, wartend auf eine unsicher Zukunft.  


Korkeichen und Schafe = eine typische Szene Sardiniens

 

7. September
Zuerst fahren wir nach Zuri. Das Dorf fiel in den 20-er Jahren einem Stausee zum Opfer und wurde etwas oberhalb neu erstellt. Einzig die Kirche aus leuchtend rotem Trachyt aus dem Jahr 1291 wurde Stein für Stein abgebaut und am heutigen Dorfeingang wieder aufgebaut.

 

Die Fahrt über die in der Karte grünbezeichnete Strasse (landschaftlich besonders schön) dem See entlang ist leider wegen Fahrverbot nicht möglich. Aber auch die zweitschönste Fahrt kann uns mit grossartigen Ausblicken beglücken.

 

Leider ist der heutige kulturelle Höhepunkt bei unserer Ankunft in Fordangianus geschlossen, öffnet erst um 16.30h. So können wir nicht ins Gelände der römischen Therme, sehen aber auch von aussen genug. 

 

Ein kleines Becken fängt das Wasser der Therme auf. 60°C sind aber zu heiss um schmerzende Gelenke zu baden.

 

Im Städtchen besichtigen wir noch die Villa Aragonese von aussen.

 

Unser „Reise Know-How“ gibt uns einen Campingplatz im Gebirge an (er ist auch auf der neusten Sardinienkarte eingezeichnet), den wir auf wunderschöner Fahrt und stotzig den Berg hinauf auch erreichen. Oben erfahren wir, dass der Campeggio schon seit vier Jahren geschlossen ist. Also wieder runter und zurück ans Meer, wo wir in der Nähe von Arborea einen riesigen, fast leeren Campingplatz finden.

Blumen am Wegesrand

 

8. September
Wir beschliessen hier zu bleiben, d.h. einen Ausflug mit dem Camper zu machen und abends wieder auf den Platz zurück zu kommen.
Wir besuchen die römischen Ausgrabungen Tharros. Die alte Römerstadt war einst die grösste und bedeutendste phönizisch-römische Hafenstadt Sardiniens. Das Gelände dieser Stadt ist beachtlich und sehr weitläufig, obwohl noch mehr als die Hälfte der Stadt nicht ausgegraben ist oder möglicherweise durch den Anstieg des Wassers im Meer versunken bleibt.

 

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Parkieren mussten wir in Sinis und dort können wir eines der schönsten Bauwerke frühchristlicher Zeit besuchen: die winzige aber bildschöne Kirche San Giovanni aus dem 5. Jahrhundert, einer der ältesten Sakralbauten Sardiniens.

 

 

 

 

Alle geniessen wir diesen Ausflug: wir lernen eine zauberhafte Landschaft mit bedeutender geschichtlicher Prägung kennen; Xayra hat viel Auslauf und findet immer wieder feinschmeckende, historische (oder neuzeitliche?) Knochen zum Nagen. Deren findet sie viele, sowohl auf Campingplätzen als auch unterwegs...

 

9. September
Eigentlich war der heutige Tag für die Katz, denn wir können nichts von dem erfüllen, was wir uns vorgenommen hatten. Und doch: es war ein grossartiger Tag!


Früh fahren wir weg Richtung Barumini, wo sich das einzige UNESCO Weltkulturerbe auf Sardinien befindet. Ruth kämpft erfolgreich mit dem Navi, weil dies uns dauernd auf die Autobahn führen will. Das hat seinen Preis: in den Dörfern kommen wir durch enge Gassen, die zur Siestazeit (12h - 16h) richtiggehend leer, ausgestorben, „tot“ sind.

In Baressa allerdings, wo eine grosse Fahne anzeigt, dass heute Mandelfest ist, gibt es einsam und quasi verlassen zwei Stände, wo wir beim einen Mandeln, beim andern eine sardische Wurst und Mandelgebäck einkaufen.

 

 

 

 

Was allerdings in Sardinien immer wieder zu sehen ist, sind grosse Wandmalereien an den Hausfassaden, oft richtiggehende Kunstwerke.

 

Nach einigen weiteren Kilometern kommen wir im unscheinbaren Dörflein Barumini an, wo sich die gewaltige Anlage von „Su Nuraxi“ befindet.

Der älteste Teil dieses Nuraghe ist ein aus gigantischen Basaltfelsen aufgeschichteter Mittelturm, der etwa im 2. Jh. v.Chr. errichtet wurde. Bis zu 6m dicke Mauern beschützten das etwa 150 Häuser zählende, labyrinthisch verschachtelte Rundhüttendorf, das sich vor der Festung erstreckte.


von einem Wandfoto aufgenommen

 

Leider können wir das Ganze nur von aussen fotografieren, denn
    a) ist es nicht erlaubt, Hunde ins Gelände zu nehmen
    b) darf man die Anlage nur geführt betreten - es ist Siestazeit und auf die nächste Führung hätten wir eine Stunde lang warten müssen, ohne Schatten…


So fahren wir halt einigermassen frustriert weiter bis wir einen netten Schattenplatz fürs Picknick finden.

Nächstes Ziel ist die Costa Verde, wo wir den einzigen auf der Karte eingetragenen Campingplatz dieses als einmalig beschriebenen Naturreservates anpeilen.
Die Fahrt bis Marina di Arbus ist einzigartig. Bevor wir ins bergige, gottverlassene Land kommen - wo nur enorm viel Grün und bizarre Berge sind -

 

fahren wir am verlassenen Bergwerk Montevecchio vorbei. Einst förderte hier eine der grössten Minen Europas Silber, Zink und Blei. Heute versucht man, den ausgedehnten, halbverfallenen Schächten und Stollen wieder etwas Leben einzuhauchen und damit Arbeitsplätze zu schaffen. 

 

Die gesamte Strecke durchs Gebirge ist nur 31km lang, dauert aber mehr als eine Stunde. Aber die Fahrt ist atemberaubend schön!

 

Als wir in Marina di Arbus ankommen, erfahren wir, dass der Campingplatz seit drei Jahren geschlossen ist...
Wir sind ziemlich ernüchtert und ratlos. Wie soll’s jetzt weiter gehen?
Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den Platz, wo wir schon zwei Nächte waren, zurück zu kehren. Denn weit und breit ist kein anderer Campingplatz in diesem weitgehend sich selbst überlassenen 50km langen naturgeschützten Küstenstreifen, der bislang verkehrstechnisch und zivilisatorischen fast unerschlossenen ist. Und sich frei zu stellen ist absolut verboten. Schade.


Das Navi will uns wieder über die Gebirgsstrasse zurück nehmen. Das kann’s ja nicht sein! Wir sehen auf der Karte noch eine andere Strasse, die oberhalb der Küste ziemlich direkt nach Arborea führt. Ein freundlicher Herr bestätigt uns, dass wir hier gut fahren können. Wiederum ist die Fahrt sehr schön! Unterwegs treffen wir eine Kuhherde an, die sich, wie alle Kühe auf Sardinien, statt mit Gras als Futter offenbar auch mit Sand und Steinen begnügt.

 

Wir kommen zu einem kleinen Dörfchen, von wo eine gut 1km lange und sehr schmale Brücke über eine Meerenge führt. Vor der Einfahrt zu dieser Brücke hat es ein grosses Fahrverbot, wo es heisst, dass das Befahren absolut verboten sei. Von der anderen Seite kommen aber Autos. Zum Glück gibt es hier einige Fischer, die wir fragen können. Doch - doch, wir dürften schon fahren. Wir müssten einfach achten, dass die Brücke im Gegenverkehr frei sei.


Es war eine lange Fahrt. Ru hat sie super gemeistert - mit allen Strassenlöchern. Und Xayra, die heute einen ziemlich langweiligen Tag hatte, hat noch einen langen Spaziergang zugut, wo sie ausgiebig am Strand rennen kann.
Der Tag war nicht für die Katz - es war ein Tag, wo wir unendlich viel Schönes gesehen haben und abends rechtschaffen müde ins Bett steigen.

 

10. September
Aus unserem wohlverdienten Schlaf werden wir unsanft heraus gerissen. Ein starkes Gewitter mit Blitz und Donner und heftigem Regen tobt um unser 4-Rad-Hüseli. An Schlafen ist eine Stunde lang nicht zu denken. Dafür schlafen wir am Morgen länger und verbringen den stürmischen Tag schreibend, lesend und spielend.

 

11. September
Wieder fahren wir in die Berge und kommen vorbei an abgebrannter Landschaft. Die  Bäume recken ihre verkohlten Äste gespenstig in die Höhe - zum Himmel schreiend…

 

Unser erstes Ziel ist Fluminimaggiore, ein freundliches Bergarbeiterstädtchen. Xayra wird empfangen von einem netten Hundefreund - scheint gegenseitig Liebe auf den ersten Blick zu sein. Munter springen die beiden Hunde durch die siesta-leeren Strassen,

 

wo schöne Wandmalereien die Häuser zieren. 

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In Antonio's Trattoria teilen wir uns eine wunderbare Pizza und schlendern dann zurück zum WoMo. 

 

Dieses ist an einem Flüsslein parkiert, welches die Umgebung von Fluminimaggiore in üppiges Grün verzaubert, wie man es auf Sardinien kaum antrifft. Hier soll in früheren Zeiten eine Wassermühle das Korn gemahlen haben.

 

Weiter geht es zur Grotta De Su Mannau. Diese Grotte ist ein riesiges Höhlensystem, wo man Stunden bräuchte es zu erkunden. Wir beschränken uns auf einen Spaziergang in der wilden Natur, wo Xayra mit Schnüffeln und Rennen auf die Rechnung kommt.
Dann fahren wir durch kleine Strassen und durch wunderschöne Macchia zum „Tempio di Antas“, einem römischen Tempel, der malerisch auf einer leichten Anhöhe thront. Es wird vermutet, dass das Heiligtum zu der bedeutenden Römerstadt Metallica gehört, die bisher noch nicht entdeckt wurde.

 

Die Macchia mit ihren vielen Strauchkissen in grün bis braun Tönungen begleitet uns weiter bis zum kleinen Campingplatz „Ortus de Mari“, der uns von Antonio empfohlen wurde.

 

12. September
Über Buggerru fahren wir zunächst bis „Cala Domestica“. Die Fahrt ist wiederum grossartig.

 

Hier gibt es einen riesigen Stellplatz für WoMo’s - im Sommer sind hier gut bis 400 davon - und einen hübschen Strand - im Sommer muss es schrecklich sein... 
Der Clou der Cala Domestica ist ein Loch im Felsen, ein kleiner Tunnel. Ein begehbarer, aber sehr ausgewaschener Weg führt dahin. Geht man durch den kleinen Tunnelstollen so - - - reibt man sich die Augen. Denn vor uns liegt eine kleine Märchenbucht mit kristallklarem, in allen Blautönen schimmerndem Wasser und dahinter ein entzückender kleiner gelber Sandstrand. Der beschwerliche Weg hat sich gelohnt!

Nach der Cala Domestica fährt man weiter durch die einsamste Einsamkeit und dann die wohl steilste Strasse der Insel hinab. 

 

Plötzlich öffnet sich die Enge der beidseitig aufragenden Felsen aufs Meer, und für einen kurzen Augenblick steht er vor uns, der „Pan di Zucchero“, ein 132m hoher weisser Fels aus dem tiefblauen Meer ragend.

 

 

 

 

In Nebida, im Belvedere essen wir im „Al 906 Operaio“ wiederum eine der besten Pizzas Sardiniens - mit ergiebigem Blick auf den beliebten Felsen.

 

Auch hier trifft man wieder auf Überreste der Bergbauzeit.

 

Wir peilen den als sehr gut beschriebenen Campingplatz Tonnara auf der Insel Antìoco an. Es gibt hier nur wenige Schattenplätze, aber wir finden den lauschigsten und installieren uns für ein, zwei Tage.

 

15. September
Ein, zwei Tage… mittlerweilen sind es vier. Und das Weiterreisen verschieben wir von Tag zu Tag.
Die ersten zwei Tage gab es „Arbeit“. Die Wäsche wurde gewaschen, die Wohnung geputzt.

 

Seither geniessen wir's nur noch. Die Umgebung mit interessanter Felsküste fasziniert - zum schauen und auf Hundespaziergängen. Wir haben einen netten Nachbarn mit einem 4-monatigen Hund. Wenn die beiden Hunde am Strand rennen können, geht die Post ab.

 

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Wir lesen und schlafen viel - in der Hängematte - und schwimmen.

 

Auch hier : die Sonnenuntergänge sind an der Westküste wunderschön. Und wenn es dunkel ist, geniessen wir bei Kerzenlicht noch einen Schlummerbecher.

 

18. September
Es wurden sechs Tage! Wir haben sie sehr genossen. Mit Nachbar Thomas ergab sich ein netter Kontakt mit guten Gesprächen. Und am letzten Tag sind wir sogar zum Schnorcheln gegangen. Für Ruth brauchte es dazu einige Überredungskünste… Beim Schnorcheln ist das Wasser ganz klar, die Landschaft unter Wasser mit ihren Bewohnern ist wunderschön sichtbar.

 

Heute nun fahren wir weiter, nachdem Grauwasser entleert und Frischwasser getankt sind.
Das erste Ziel sind die Nekropolen von Montessu. Dies ist eine der eindrucksvollsten Felsengräberanlagen aus der Vorsteinzeit. Und es ist unglaublich, was die Menschen jener Zeit für eine handwerkliche Fertigkeit hatten, fast rechteckige Eingänge - oft mit zwei Kammern - in den Fels zu schlagen und auch noch mit Ornamenten zu verzieren. Das Gelände ist sehr weitläufig und steil. Ausserdem ist es sehr heiss. Wir schaffen es, ungefähr die Hälfte der Gräber zu besuchen.

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Danach geht der Weg wieder ans Meer zurück. Die Küstenstrasse gegen Süden schwingt sich meist steil und kurvenreich bergauf, um dann auf der anderen Seite bergab zur nächsten kleinen oder grossen Bucht zu führen. Für den Fahrer ist dies alles recht mühevoll - für den, der die Landschaft anschauen kann, ist es ein grossartiges Erlebnis!

 

Die Klarheit des Meeres um Sardinien ist unwahrscheinlich schön. Dies sieht man auf der Reise mit dem Blick aufs türkise oder tiefblaue Wasser immer wieder.

 

Wir kommen zum Touristenörtchen Baia Chia und peilen den Campingplatz an, von dem beschrieben wird, dass er mit seiner Traumstrandbucht ein echtes Postkartenidyll sei.

 

Es ist schön hier; aber nach dem letzten Platz auf der Insel Antioco wird es schwierig werden wieder einen Platz zu finden, der so paradiesisch ist, wie es jener war, den wir heute verlassen haben…
Allerdings - und dies müssen wir doch noch nachführen: auf dem Camping Tonnara, wären wir kaum länger als zwei Tage geblieben, wenn wir nicht dieses lauschige Plätzchen im Grünen gefunden hätten, wo wir genügend Bäume hatten, um sogar zwei Hängematten zu installieren. Denn eigentlich war der Platz hässlich: zwar grosszügig parzelliert, aber die Plätze in der prallen Sonne. Paradiesisch jedoch war er mit seinen kleinen Stränden in grossartige Felsformationen gebettet. 


Während wir am Strandkiosk einen Apero genehmigen....

...rennt Xayra übermütig im Sand umher.

 

Nach dem Spaziergang operiert Ru mit viel Hingabe einen Dorn aus Ba’s Fuss, was Xayra sehr interessiert.

 

 

 

 

19. September
Wir fahren Richtung Pula, überlegen uns, am Capo di Nora die antike Römerstadt zu besuchen. Dies unterlassen wir aber: die Ausgrabungen können nur mit Führung besucht werden, und ein sehr hundefeindliches Plakat auf dem Parkplatz lässt uns erahnen, dass Xayra im Auto bleiben müsste, und dazu ist es zu heiss. Dafür schauen wir das Kirchlein Sant’ Efisio aus dem 11.Jh. von aussen an; es ist Mittagszeit und das Tor der Kirche ist verschlossen.

 

Wieder fahren wir „grüne Route“, doch diesmal wird’s abenteuerlich. In Foxi’ e Sali geraten wir in ein Nobelquartier mit Villen, die direkt am Meer liegen - mit grünem Rasen notabene, während rundum alles braun ist. Das Strässlein wird immer enger und endet als Kiesweg - es bleibt uns nichts anderes übrig als umzukehren.

So ist das nächste Ziel die Hauptstadt Sardiniens: Cagliari. Unterwegs füllen wir unsere Vorräte auf, so dass es fürs nächste halbe Jahr reicht, und dann führt uns Tom (unser Navi) sicher zum Stellplatz der Stadt. Es ist ein ebener Asphaltplatz für ca. 150 Wohnmobile, mit allem was man braucht: Strom, Ver- und Entsorgung und für 150 Fahrzeuge zwei Duschen und zwei Toiletten…

 

Gegen Abend machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Ein freundlicher Herr begleitet uns ein Stück weit und erklärt uns dann den weiteren Weg. Das was wir heute von Cagliari sehen, haut uns nicht vom Sockel, denn die Häuser und Strassen haben keinen Charme, sind einfach grau.

 

Im Hafenquartier bessert es: hier hat es viele Restaurants, einen Souvenirshop nach dem andern und auch Choppart und Omega sind vertreten. Ein Kreuzfahrtschiff - mindestens so gross wie fünf Häuserblocks - steht im Hafen, ein kleineres daneben. In einer der betriebsamen Strassen sehen wir die Überreste der Kirche Santa Lucia, schön beleuchtet.

 

Es ist nicht schwierig, ein gutes Restaurant zu finden - wir scheinen das Richtige gewählt zu haben, denn in Kürze sind alle Plätze besetzt und das Essen ist ausgezeichnet.

 

20. September
Geweckt werden wir vom wunderschönen Glockenspiel der nahen Kathedrale Bonaria. Allerdings haben wir uns noch einmal gekehrt und gut eine Stunde lang weiter geschlafen. Denn mit Claudio haben wir erst auf 12.30h abgemacht.
Claudio holt uns mir seinem Vespa-Taxi, genannt „Ape“ schon um 12h zur Stadtrundfahrt ab.

 

Er führt uns durch ein Gewirr von Strassen zum 10km langen Strand von Cagliari. Dort gibt es zuerst einmal einen Aperitivo mit Käse, Wurst, Schinken und Speck. Um Ecken und Kurven, durch enge Gassen herauf und hinunter fahren wir zu Plattformen mit grossartiger Aussicht über die Stadt, vorbei an Kirchen, Türmen und auch Baudenkmälern aus der Zeit des Faschismus. Wenn wir die Route, welche Claudio uns geführt hat auf der Karte nachzeichnen müssten, so hätten wir ausser einigen Eckpunkten keine Ahnung: dem Palazzo Civico, der Cattedrale di S. Maria Assunta, dem Torre dell’ Elefante, der Bastione di Saint Rémy. Beeindruckend waren in der Altstadt die Gassen, wo die Frauen die „Vorgärten“ ihrer Häuser pflegen: -zig Blumentöpfe in allen Grössen und Gestalten, aufs Schönste angeordnet.
Aber wir haben einen wunderbaren Eindruck von der Grösse und der Vielfältigkeit der Stadt mit ihrem dauernd wechselnden Gesicht bekommen. Die grösste Arbeit allerdings hat der „Ape“ geleistet, der sich oft fast mit letzter Kraft durch die steilen Gassen hochgekämpft hat.

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Es war ein wunderbarer Tag.

 

21. September
Eigentlich wäre heute Weiterfahrt geplant. Aber Xayra hat etwas ins Auge gekriegt: es tränt und sie kneift es zu. So suchen wir einen Tierarzt auf, dessen Praxis zum Glück nur 15 Minuten von unserem Platz entfernt ist. Wir staunen über die Kargheit des Wartezimmers und über die Unordnung im Behandlungsraum. Der Tierarzt jedoch ist freundlich und kompetent. Luigi sieht, dass etwas im Auge ist, was auf die Hornhaut drückt und das dem Hund sehr Schmerzen bereiten muss. Er telefoniert mit seiner Kollegin, die zusagt Xayra am Abend zu operieren. Den Nachmittag bleiben wir auf dem Platz, was man nicht gerade gemütlich nennen kann… Ru und die Hundepatientin schlafen. Unterdessen macht Ba einen Rundgang durch den Monumentalfriedhof, dessen Mauern gerade hinter unserem Platz liegen.

 

Als wir um 19h in die Praxis kommen, ist Elena, die Augenspezialistin für Tiere, noch nicht da. 20 Minuten später kommt sie. Xayra braucht ein Schlafmittel, weil sie auch trotz Schmerzmittel ihr Auge zur Behandlung nicht hinhalten will. Als sie schläft, geht es recht schnell voran. Elena kann den kleinen Samen aus Xayra’s Aug entfernen. In der Hornhaut bleibt allerdings eine Druckstelle, die sich aber wieder erholen wird. Saublöd ist, dass Xayra nun einen Kragen tragen muss, womit sie im engen Camper dauernd anstösst, mit Xayra's Knurren und unserem Mit-Leiden: es ist ätzend!

 

22./23. September
Xayra - und wir auch - haben gut geschlafen. Und der Hund ist wieder munter wie eh und je, hat Energie für drei!
Wir packen möglichst schnell zusammen, erledigen den „grossen Service“.
Wiederum eine wunderschöne Fahrt führt uns nun an der Südostküste gegen Norden.

 

Auf dem Campingplatz, welcher im Reisebuch als so schön und freundlich beschrieben ist, hat es leider keinen Platz mehr. So müssen wir auf einen riesigen Platz gehen, wo es quasi alles geben soll, was das Herz begehrt, und der auch äusserst hundefreundlich sein soll. Gemütlich ist er nicht, dafür mit zig Geboten und Verboten belegt.

Eigentlich möchten wir drei bis vier Tage hier bleiben, damit Xayra sich gut erholen kann - aber ob wir so lange bleiben, sind wir noch nicht ganz sicher.

Einen Tag bleiben wir noch, weil wir wieder einmal waschen müssen.

 

24. September
Wir packen zusammen, die Atmosphäre auf diesem Platz gefällt nicht - nicht nur uns!


Wieder ist die Fahrt sehr schön.

 

Wir machen Halt bei der hübschen Kirche San Nicolo, dem einzigen aus Backstein gebauten Gotteshaus auf Sardinien aus dem 12. Jahrhundert.

 

Hier gibt es auch ein hübsches Plätzlein mit Tischen, Bänken und genügend Schatten zum Picknicken.

 

Plötzlich hören wir Schweizerdeutsch. Ein Pärchen mit gut beladenen Fahrrädern kommt an. Natürlich fängt man an auszutauschen. Die beiden sind im April daheim losgefahren, zuerst Richtung Helsinki. Weiter ging es durch die Baltischen Staaten bis hinunter nach Nordgriechenland. Sie haben Sizilien umrundet und sind jetzt auf Sardinien gelandet. Gute 10’000 km haben sie bis jetzt in die Pedalen getreten. Das macht Eindruck! Und sie haben noch nicht die Hälfte ihrer Reise hinter sich - sieben Monate haben sie noch Zeit bis sie wieder daheim sein müssen.

Wir finden bald einen sehr schönen Platz, wo wir gerne einwenig bleiben möchten. Ba geht im bewegten Meer schwimmen, während Ru mit Xayra einen Spaziergang macht, der es schon wieder ganz gut geht und die mittlerweile stillhält, wenn wir ihr die Augentröpfenchen geben.
Und siehe da, wer erscheint auf dem Campingplatz? Fränzi und Ramon, die Velofahrer.  
Ba, spontan wie sie ist, lädt die beiden gleich zum Nachtessen ein, und wir verbringen einen guten Abend mit interessanten Gesprächen miteinander. Unsere Hochachtung haben die beiden!

 

25. September
Obwohl es uns gefällt und wir auch nette Nachbarn haben, fahren wir weiter. Das Wetter soll morgen schlecht sein, und da wäre es schade, die schöne Fahrt durch die Berge im Regen machen zu müssen. So langsam müssen wir mit unserer Restzeit haushalten, denn wir haben noch einiges vor.
Und die Fahrt ist wirklich grossartig! Die Berge der Ogliestra ist die schönste Berglandschaft Sardiniens.

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Wir fahren zuerst durch das Tal des „Riu Pelau“, wo die Reben des berühmten Weines „Cannonau" wachsen, bis Jerzu, wo wir in der Cantina Social ein paar Flaschen kaufen möchten. Es ist 12.58h, um 13h schliesst die Cantina - und dies zwar sehr pünktlich! So fahren wir halt unverrichteter Dinge weiter.
Bis hierher ist die Strasse schon sehr gestiegen. Jerzu und auch das nächste Städtchen sind in sehr spezieller Weise an den Berg gebaut.

 

Ulassai klebt unter einer mächtigen Felswand am Berg.

Hoch oben, auf dem Parkplatz der „Grotta Su Marmuri“ bleiben wir stehen. Hier können wir eine grossartige Aussicht auf die umliegende Bergwelt mit ihren eindrucksvollen Felsstöcken geniessen.

 

Kilometer weit winden sich die Kurven aufwärts, ein Traum für Motorradfahrer, deren es hordenweise hier gibt! Mit den letzten schnurgeraden Kilometern erreichen wir das abseits der Hauptstrasse auf einem Hochplateau gelegene Örtchen Sadali. Hier gibt es einen schön angelegten und mit Strom und Wasser versorgten Stellplatz, wo wir diese Nacht bleiben.

 

26. September
Wir fahren weiter durch die Berge: kurvenreiche Strassen liegen vor uns, imposante Viadukte überqueren wir....

 

...bis wir ins nette Örtchen Aritzo kommen, das einen Spaziergang wert ist.

In einer sehr authentischen Bar trinken wir einen Café.

 

Eine als sehr nett und mit hervorragenden Antipasti beschriebene Trattoria suchen wir für ein kleines Mittagessen. Unter den angegebenen Koordinaten finden wir sie nicht - sie ist umgezogen.

Unser nächstes Ziel ist der Campingplatz Tonara in den Bergen. Er ist geschlossen, es gibt ihn nicht mehr. Wiederum dem Reiseführer folgend, peilen wir einen als nett beschriebenen Agriturismo-Platz an. Hier ist es rundum nur schmutzig, wenig einladend, und so fahren wir weiter - mittlerweilen ziemlich müde. Heute hat uns der „Reise Know How“ ziemlich versetzt!

Von Elisabeth und Edwin, die wir letztes Jahr in Sizilien getroffen haben, und die jetzt auch auf Sardinien unterwegs sind, hören wir, dass sie ziemlich in der Nähe sind. So fahren wir nach Olieno, wo wir sie treffen und miteinander zu Nacht essen.

 

27. September
Da wir diese Nacht ziemlich „privat“ gestanden sind, wo früh morgens schon Lastwagen zum Abladen von Ware ankommen, fahren wir ohne Frühstück weiter bis Cala Gonone. Auf dem hiesigen Campingplatz gibt es erst einen Hundespaziergang und dann ein ausgiebiges Frühstück. Erst danach richten wir uns richtig ein - mit Hängematte und allem was dazu gehört.
Am Abend gehen wir ins touristische Örtchen, kaufen Tickets für den morgigen Ausflug und schlendern zum Hafen.

 

28. September
Heute ist wieder sehr früh Tagwache, um 07.00 Uhr. Ferien fühlen sich anders an! Aber nach Hundespaziergang und Frühstück müssen wir schon um 9h am Hafen sein, wo um 09.30h das Schlauchboot nach Cala Luna fährt.
Dieses Stück Küste mit seinen kirchturmhohen, senkrecht abfallenden Felswänden, seinen gigantischen Grotten und seinen paradiesischen Robinsonbuchten an der grandiosen Steilküste im Golf von Orosei, ist wohl das grossartigste Naturspektakel, was die Küstennatur Sardiniens zu bieten hat.

Ba kennt diese Küste aus der Zeit, wo sie mit Sohn Stephan und guten Freunden so manchen Sommerurlaub verbracht hat. Und sie freut sich, Ru diesen besonderen Ort zeigen zu können.
Wir kommen früh auf Cala Luna an, der Strand ist noch nahezu menschenleer. In einer der Grotten finden wir einen angenehmen Schattenplatz, fast mystisch. Wir geniessen den Schwumm im kühlen Wasser - noch immer quasi alleine. Die Ruhe in dieser herrlichen Natur, hinter uns die schroffen Felsen, vor uns das klare Meer, dazwischen der saubere Sandstrand sind einzigartig.

 

Und Xayra geniesst es, nach ihrer Augenverletzung endlich wieder einmal auf Sandboden rasen zu können.

 

Hinter dem Strand, nach einer Lagune, ist ein einfaches Restaurant umgeben von Oleanderbüschen, die leider jetzt nicht mehr blühen. Hier essen wir einen kleinen z’Mittag.
Als wir an den Strand zurück kommen, trauen wir unseren Augen nicht: der Strand ist voll wie im Hochsommer. Und ausserdem ist ein starker Wind aufgekommen, das Meer stürmisch. Auf unser Boot, das uns hergebracht hat, müssten wir noch gut anderthalb Stunden warten und die Wellen werden immer stärker. Ganz offensichtlich ist, dass wir bei solch aufgepeitschten Wasser im Schlauchboot durchnässt zurück kommen würden. Ein grösseres Passagierboot legt an und wir entscheiden uns jetzt schon zurück zu fahren. Die Überfahrt ist wild und Xayra leidet Ängste, zittert, hechelt und ist nur schwer zu beruhigen. Schlussendlich kommen wir sicher im Hafen an und geniessen anschliessend den ruhigen Abend auf dem Campingplatz.

 

29. September
Wir räumen zügig zusammen, denn wir haben einiges vor. Seit einigen Tage funktioniert unsere Vodafonekarte fürs Internet nicht mehr und wir sind blockiert, an unserer Website weiter zu arbeiten. Wir sehen, dass in Dorgali eine Vodafonevertretung sein soll. Dort angekommen ist damit leider nichts mehr. Möglicherweise gibt es in Orosei eine, aber die schliesst um 13h. Also müssen wir den vorgesehenen Besuch in der grossartigen Grotte Ispinigoli auslassen und sofort weiterfahren. In Orosei klappt’s dann auch und wir haben wieder eine gute Verbindung.

Jetzt peilen wir den Campingplatz Sa Prama in Cala Liberotto/Orosei an. Hier hat Ba während mancher Jahre die Sommerferien mit Stephan und vielen Freunden verbracht. Der damalige Camping Cala Ginepro erlaubt keine Hunde, deshalb müssen wir wechseln. Aber die Landschaft und die Strände sind hier besonders schön...

 

..., und auf den Campingplätzen steht man ohne Parzellierung in einem lockeren Pinienwäldchen. Hier hat es auch genügend Gelegenheit wieder die Hängematten aufzuhängen!

 

Der Platz ist noch gut gefüllt, vor allem mit Bernern (die haben schon die zweite Woche Herbstferien) und Deutschen.

 

2. Oktober
Wir geniessen einige Tage Camping: Hängematten- und Putztage. Es ist eine gute Gelegenheit, Küche, Badezimmer und Vorratsschränke gründlich zu reinigen und deren Inhalt zu kontrollieren.
Einmal am Tag geht Ba zum Schwimmen. Auch Xayra kommt mit Strand- und Pinienwald-Spaziergängen auf die Rechnung.

Einzig: so viele Berner, die einem so nahe auf der Pelle hocken, sind einwenig too much.

 

3. Oktober
Heute mieten wir ein Auto und machen einen Ausflug.
Erste Station ist der Markt von Orosei. Er ist sehr beschränkt mit seinem Angebot zu dieser Jahreszeit und ausserdem am Zusammenräumen. Aber der Spaziergang durch den Ort bietet einige Überraschungen:

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Nach Orosei durchqueren wir einen riesigen Marmorsteinbruch, aus dem Block für Block das begehrte Material herausgeschnitten wird. Über weite Teile sieht es aus wie fensterlose Wände eines Gebäudes.

 

Weiter geht es in Richtung Dorgali, wo wir die Grotta di Ispinigoli besuchen wollen. Es ist Mittagszeit und es meldet sich ein kleiner Hunger.
Nachdem wir einige Agroturismi anpeilen, die aber alle nur Nachtessen anbieten, sind wir froh bei der Grotte ein Hotel mit Restaurant anzutreffen. Und wir essen nicht schlecht.
Allerdings im Gespräch mit der Geschäftsführerin findet Ba heraus, dass hier dieses ganz einfache Lokal war, wo sie vor gewiss 30 Jahren mit Stee und Freunden gegessen hat. Es gab hier damals noch keine Elektrizität, nur ein Feuer, wo das Porchetto (Spanferkel) gebraten wurde: das beste von der Alpennord- und Alpensüdseite! Die Lage ist einmalig, die Aussicht grossartig, das Essen gut. Aber die ehemalige Einzigartigkeit dieses Ortes ist leider verloren gegangen.

 

Einzigartig ist allerdings die Grotta di Ispinigoli. Sie ist auf einer Länge von 15km erforscht. Die Touristen besuchen nur den ersten Teil, einen 50m tiefen Saal, in dessen Mitte sich mit 38m Höhe und 2m Durchmesser der grösste Tropfstein Europas, beziehungsweise der zweitgrösste der Welt vom Boden bis zur Decke erstreckt. Die Säule ist entstanden, indem ein Stalagmit mit einem Stalaktiten zusammen gewachsen ist. Seit 1974 ist die Höhle für Besucher geöffnet. Es wurde eine Treppe mit über 280 Stufen gebaut.  

 

Und noch zwei Impressionen aufgenommen auf dem Heimweg.

 

4. Oktober
Wir sind recht früh „on the road“ auf kleinen Landstrassen.
Erstes Ziel ist das imposante Gigantengrab „S’Ena e Tomes“ unweit von Orrios. Aus Steinen gelegte Pfeile weisen uns den Weg.

Die Grabanlage gehört zu den größten ihrer Art auf Sardinien und stammt aus der Zeit der Nuragher. Die gewaltige Steinstele am Eingang ist etwa 3,70 m hoch, dahinter erstreckt sich auf etwa 10 m Länge die mit schweren Steinplatten bedeckte Grabkammer.

 

Das Grab liegt völlig einsam inmitten niedriger Macchia auf einem Hügel.

 

Wir sind berührt von der absoluten Ruhe, welche diesen Ort umgibt und auch uns erfüllt.

 

Als nächstes fahren wir nach Orune, wo wir das nuraghische Brunnenheiligtum „Su Tempiesu“ besuchen.

 

Zu dem steinzeitlichen Heiligtum, das laut „Reise know how“ einer der schönsten und magischsten Orte Sardiniens ist, führt eine 5km lange asphaltierte Strasse steil bergauf und bergab. Unterwegs sehen wir viele Korkeichen und auch die Stapel deren wertvollen Rinde. 

 

Am Ende dieser Strasse ist ein Gebäude, wo wir bei einem sehr freundlichen Paar Eintrittstickets kaufen können und die einen reizenden 6-monatigen Hund haben. Es könnte der Bruder von Xayra sein, und die beiden verstehen sich auch sofort bestens.

 

Von hier aus geht es auf einem idyllischen gut 900 m langen Fusspfad den Berg hinunter, später wieder hinauf. 

 

Am Ende des Pfades angekommen, liegt am steilen Hang das um 1200 bis 800 vor Christus erbaute „Pozzo Sacro Su Tempiesu“. Aus einem überdachten, von Steinbänken gesäumten Vorraum führt eine kleine symbolische Treppe hinab zur Quelle. Doch nicht nur der Brunnen selbst ist wunderbar, sondern auch die tiefe Stille und Ruhe, die diesen Ort umgibt.

 

Unser Picknick auf einer der liebevoll gezimmerten Bänke geniessen wir sehr. Den Rückweg den Berg hinauf schaffen wir problemlos.

 

Das nächste und letzte Ziel des heutigen Tages ist Bitti, ein selbstbewusstes hübsches Örtchen. Bekannt ist Bitti durch die traditionelle sardische Gesangsform uralten Ursprungs, den a-tenore-Gesang, der ohne Instrumentalbegleitung von vier männlichen Stimmen vorgetragen wird. Im liebevoll eingerichteten ortsansässigen Museum können wir uns ab Video dieser fast meditativ wirkenden, eintönigen Musikform hingeben.

 

Es war ein reicher Tag und wir haben noch einige Kilometer Rückweg vor uns.

 

5. Oktober
Von den vielen Bernern mit noch mehr oft schreienden Kindern und den eng gewordenen Platzverhältnissen haben wir genug. Wir räumen zügig zusammen und fahren unsere letzte Etappe. Das heisst, ca 40km fahren wir sogar weiter, noch einmal in den Norden der Insel. Hier gehen wir auf einen Campingplatz, der uns als sehr schön empfohlen wurde. Der Platz ist riesig, aber die Schönheit müssen wir suchen, denn die wirklich schönen Plätze werden nur an Leute ohne Hunde vergeben. Wir bekommen, „ausnahmsweise“ trotzdem einen Platz in der zweiten Reihe, aber doch mit schöner Meersicht. Hier sehen wir auf die Insel Maddalena hinüber, wo wir die erste Nacht auf Sardinien gestanden sind.

 

Allerdings mit Xayra zu spazieren ist trotzdem nicht so einfach. Am Strand darf man keine Hunde mitnehmen und sonst gibt es in der Umgebung keine Möglichkeiten. Aber Verordnungen sind da um umgangen zu werden… - so erklärt mir dies ein anderer Hundespaziergänger.

 

Nach dem Nachtessen sitzen wir noch einwenig draussen, geniessen die Kerzenstimmung und den Vollmond.

 

6. Oktober
Heute weht ein stürmischer Wind - so stürmisch, dass wir zeitweilig ins „Haus“ müssen. Dies ist eine gute Gelegenheit, noch die letzten Kästen des WoMo’s zu putzen.
Xayra hat unterdessen wieder mal nur Schabernack im Sinn und fällt zurück in ihre „Kleinkinderzeit“: sie zerfrisst zuerst einen Plastikbecher und dann einen Bügel von Ba's Brille.


7. Oktober
Die ganze Nacht rüttelt und schüttelt der Wind am WoMo. Ru erwacht immer wieder.
Zum Glück haben wir heute noch einen ruhigen Ferientag vor uns. Das WoMo stellen wir noch einmal um, damit wir im Windschatten sitzen können. Wir lesen, spielen, schlafen. Am Nachmittag lässt der Wind nach, so dass Ba noch einen letzten Schwumm im Meer machen kann.

 

Um 17 Uhr sind wir startklar und fahren nach Olbia an den Hafen. Wir sind von den Ersten, die ankommen und von den Letzten, die aufs Schiff können. Beim Hinweg fuhren wir mit Moby Line, auf der Rückfahrt mit Tirrenia. Der Unterschied ist enorm: Tirrenia wesentlich schöner, sauberer, gepflegter als die knallig bemalte Moby Line.
Wir essen noch einmal gut im gediegenen Schiffrestaurant.

 

8. Oktober
Ba hat recht gut geschlafen, für Ru war die Nacht wegen starkem Seegang sehr unruhig.
Wie immer sind wir zeitig parat und müssen bis zur Ankunft in Genua noch recht lange warten.

 

Mühsam ist, dass wir viel zu früh aufgerufen werden zur Garage zu gehen. In einem kleinen Raum stauen sich gewiss 30 Menschen, die Luft ist schlecht, es ist furchtbar heiss und die Türen zur Garage werden und werden nicht geöffnet. Als wir endlich im Camper sitzen, geht es dann recht schnell, dass wir wegfahren können. Einen ersten Halt gibt es bei der ersten Raststätte, damit Xayra sich nach ca.15 Stunden endlich versäubern kann. Bei der nächsten grösseren Raststätte gibt es dann einen kleinen Spaziergang für den Hund und einen Kaffee mit Gipfeli für uns. Jetzt fahren wir abgesehen von einem längeren Stau rund um Mailand ohne Halt bis ins Tessin.
Wir entschliessen uns, noch eine Nacht hier zu bleiben, auf dem Campingplatz Agno, wo wir schon einige Male übernachtet haben. Hier ist es günstig mit Xayra zu spazieren - und Ba kann noch einmal schwimmen: im 18-grädig kalten Luganersee.

 

Und Ru hat Gelegenheit noch die letzten Einträge auf der Website zu machen.

 

Morgen geht's definitiv nach Hause.
Auch diese Reise ist Ruth wieder unfallfrei und mit Freude gefahren - durch enge Strassen bis zuletzt …