Schweizer Reise
vom 19. Juni - 12. Juli 2013
1. Tag
Unsere Freunde Astrid und Egon aus Deutschland, welchen wir in den kommenden drei Wochen die Schweiz zeigen möchten, treffen am 19. Juni in Stein am Rhein ein.
Nach einer herzlichen Begrüssung besichtigen wir zusammen das Städtchen mit einer kundigen Stadtführerin. Anschliessend fahren wir zum Campingplatz in Wagenhausen. Speziell für unsere Freunde hat Ba eine köstliche Fischsuppe nach "Art von Stein am Rhein" zubereitet.
Jeden Abend sitzen wir zu einem "Briefing" zusammen und besprechen bei einem Glas Wein den kommenden Tag. Barbara fügt in ihren Ausführungen in anschaulicher Weise Besonderheiten, Geschichte und Politik der zu besuchenden Regionen ein.
2. Tag
Heute fahren wir durch die Kantone Thurgau und St.Gallen nach Appenzell.
Wir stellen uns auf einem sehr schön gelegenen Campingplatz hoch über dem Städtchen und spazieren nachmittags runter nach Appenzell. Gegen Abend ist der Besuch eines folkloristischen Konzertes der "Echo vom Säntis" angesagt. Wir sind von der anregenden, gut gespielten Darbietung begeistert und beschliessen den Abend mit einem gemeinsamen Nachtessen im Dorf, mit einer Appenzeller Käseschnitte. Ein Angestellter des Restaurant fährt uns gratis und franco mit dem PW zurück hoch auf den Campingplatz.
3. Tag
In Urnäsch besuchen wir das Heimatmuseum, wo wir uns mit dem Appenzeller Brauchtum bekannt machen und uns im "Talerschwingen" und "Schelleschöttle" üben. Wir müssen neidlos zugeben, dass Egon uns hoch überlegen war - ob es wohl Können oder Zufall war ??
Weiter geht es über die Schwägalp, durchs Toggenburg, über den Rickenpass, Siebnen und die Sattelegg nach Einsiedeln.
Wir schauen uns die klostereigenen Stallungen an und hören in der Benediktiner-Kirche das Salve Reginam, das täglich von den Mönchen gesungen wird. Dieser gregorianische Gesang zu Ehren der schwarzen Madonna berührt immer wieder aufs Neue.
Leider ist der Kirchplatz für die am heutigen Abend anstehende Premiere von Calderon's "Welttheater" mit Tribünen und sonstigen Gerüsten überbaut. So bekommt man leider keinen guten Eindruck über die Grösse des Platzes.
Gegen Abend fahren wir per Taxi zurück zum Campingplatz in Willerzell, den wir am Nachmittag bereits bezogen hatten.
4. Tag
Weiter geht es über Schwyz und Brunnen der Axenstrassen entlang nach Luzern am Vierwaldstättersee. In Biberbrugg unterbrechen wir die Fahrt mit einem wunderschönen Spaziergang durch das geschützte Rothenturmer Moor, einem der grössten Hochmoore der Schweiz. Wir picknicken am Flüsschen und geniessen die grosse Stille in dieser wunderbaren Umgebung.
In Luzern beziehen wir den Lido-Camping für drei Nächte.
5. Tag
Morgen soll das Wetter schlechter werden. So entscheiden wir uns heute für eine Schiffsreise auf dem Vierwaldstättersee in die Ursprünge der Schweiz. Mit der Seilbahn geht es von Treib nach Seelisberg. Bei guter Laune und bester Stimmung wandern wir zum Rütli und picknicken der kühlen Witterung zum Trotz auf der Rütliwiese. Heimatliche Gefühle kommen auf, und wir versuchen ganz stolz unseren Freunden auf dieser geschichtsträchtigen Wiese etwas Schweizer Geschichte zu vermitteln.
Zurück nach Luzern geht es wieder mit dem Schiff, diesmal mit dem stolzen Raddampfer "Stadt Luzern", dem ältesten Schiff der Vierwaldstätter-Flotte. Zu Hause bereitet Barbara eine Zentralschweizer Spezialität zu: es gibt "Ghackets mit Hörnli und Öpfelmues".
6. Tag
Es regnet und ist recht kühl. Das schmälert aber unsere gute Stimmung nicht, denn heute lassen wir uns von einer kundigen Stadtführerin die Sehenswürdigkeiten der Stadt Luzern zeigen.
- Die Kapellbrücke mit dem Wassertum ist das Wahrzeichen der Stadt und das am meisten fotografierte Denkmal der Schweiz. Die im 14. Jahrhundert gebaute Brücke ist die älteste Holzbrücke Europas, Der Wasserturm wurde damals als Archiv, Tresorraum, Verhör- und Folterraum sowie als Gefängnis benutzt.
- Das KKL (Kultur- und Kongresszentrum Luzern) ist das Werk des Pariser Architekten Jean Nouvel und vereint herausragende Architektur und Kultur. Der Konzertsaal mit 1840 Sitzplätzen ist berühmt für seine phänomenale Akkustik.
- Die Jesuitenkirche aus dem 17. Jahrhundert gilt als der erste grosse sakrale Barockbau der Schweiz.
- Die Nadelwehranlage ist eine faszinierende technische Sehenswürdigkeit aus dem 19. Jahrhundert. Noch heute wird der Wasserstand des Vierwaldstättersees durch Einsetzen und Ausziehen der sogenannten Nadeln (Holzbohlen) von Hand reguliert. Die im 19. Jahrhundert erstellte Anlage wurde von 2009 - 2011 renoviert und ausgebaut und somit der Hochwasserschutz der Stadt verbessert.
- Auch die Luzerner Altstadt ist sehenswert mit ihren bemalten Häusern
Es war trotz schlechtem Wetter ein guter Tag voller neuer Eindrücke.
7. Tag
Heute steht eine wunderschöne Fahrt nach Bern auf dem Programm. Wir fahren durchs Entlebuch und Emmental nach Affoltern i.E. und bewundern die friedliche Landschaft mit ihren grossen mit Blumen geschmückten Bauernhäuser. Jeremias Gotthelf's Geschichten kommen in Gedanken hoch.
In Affoltern i. E. besuchen wir eine Schaukäserei. Es findet leider zeitlich keine passende Führung statt, so dass wir uns selbständig etwas umschauen. Interessant hingegen ist zu sehen, wie die grossen Emmentaler-Laiber entstehen.
8. Tag
Wir stehen für zwei Nächte auf dem Campingplatz in Hinterkappelen bei Bern. Ein kurzer Spaziergang führt uns zur Haltestelle, von wo uns der Postbus bequem und direkt ins Zentrum Bern's führt. Auch hier erwartet uns eine Stadtführung zu Fuss durch die Altstadt. Nachmittags besuchen unsere Freunde das Bundeshaus und lernen einwenig Schweizer Politik kennen, wir zwei besuchen das Einstein-Haus und schlendern durch die Matten. Bern fasziniert immer wieder mit seinen Arkaden voller Charme und Lebendigkeit.
Abends treffen wir uns wieder auf dem Campingplatz, wo Barbara zum dritten Mal mit einer Schweizer Spezialität zum Abendessen aufwartet: heute gibt es Emmentaler Rösti mit Ei und Salat.
9. Tag
Heute verlassen wir die deutschsprachige Schweiz und fahren in Richtung Nord-Westen in den Schweizer Jura nach La Chaux-de-Fonds, wo wir uns auf dem schönen Campingplatz über der Stadt für zwei Nächte niederlassen. Astrid und Egon haben auf unser Anraten hin einen Abstecher nach Murten am Murtensee gemacht, wir aber sind direkt auf die Vue des Alpes gefahren, wo wir uns zu einem gemeinsamen kleinen Zmittägli wieder getroffen haben. Leider war das Wetter so schlecht, dass wir die sonst so phänomenale Aussicht auf die Alpenkette nicht geniessen konnten.
10. Tag
Ein kurzer Spaziergang führt uns in die Stadt, denn heute Vormittag wollen wir das Internationale Uhrenmuseum besuchen. Im Park des Museums hören wir dem Carillon (grosses Glockenspiel) zu und bewundern die Mechanik, welche Klang, Form und Farben in ein harmonisches Zusammenspiel bring.
Das unterirdisch gebaute Museum begeistert. Wir lernen viel über die Geschichte der Uhren: vom Beginn der Zeitmessung an bis hin zur Atomuhr und staunen über die zahlreichen schönen und zum Teil auch komisch anmutenden Exponate.
Nachmittags schlendern wir durch La Chaux-de-Fonds. Es ist die grösste Stadt des Hochjuras und liegt auf rund 1'000 m ü. M. Somit ist La Chaux-de-Fonds eine der höchstgelegenen Städte Europas und gehört neben Biel/Bienne und Le Locle zu den bekanntesten Uhrenstädten der Schweiz. Dennoch hat sie mit dem ausgedehnten, nur sehr dünn besiedelten Umland einen gewissen ruralen Charakter behalten können, was ihr auch den Namen Ville à la campagne (Stadt auf dem Land) eintrug. Obwohl La Chaux-de-Fonds seit 2009 zum UNESCO Welterbe erklärt wurde, kann uns die Stadt nicht begeistern. Sie erscheint uns trüb und grau, ganz anders als wir sie nach einem Besuch vor zwei Jahren in Erinnerung hatten.
11. Tag
Der heutige Tag verspricht wiederum ein Museum und viel Landschaft und Natur. Wir besuchen die Höhlenmühlen von Le Locle. Sie sind europaweit die einzigen unterirdischen Mühlen und wurden teilweise als Industriemuseum wieder aufgebaut. Die Höhle wurde im 16. Jahrhundert erschlossen, um die Energie eines Wasserfalls mittels Horizontalmühlen zu nutzen. In der mehrstöckigen Kalksteinhöhle installierte man ein System von übereinander angeordneten Wasserrädern, das Mühlen, Dreschmaschinen und Sägen antrieb. Das Aufkommen der Elektrizität führte zur Aufgabe der Mühlen, die um 1890 in ein Schlachthaus umgewandelt wurden. 1973 begannen passionierte Geschichts- und Höhlenforscher mit ersten Wiederherstellungsarbeiten. Heute sind die an ihrem ursprünglichen Standort restaurierten Anlagen wieder funktionstüchtig.
Es ist faszinierend zu sehen, wie schon in "alten Zeiten" die Menschen verstanden, sich die Naturkräfte zu Nutzen zu machen - vielleicht mehr als heute und vielleicht auch schonender !?
Nach diesem Besuch geht die Fahrt weiter über die Jurahöhen und la Brévine - dem kältesten Ort der Schweiz - nach Fleurier. Trotz trübem Wetter durchfahren wir eine landschaftlich wunderschöne Gegend. Nach Bezug des Campinplatzes für zwei Nächte gehen wir noch einwenig ins Städtchen, haben wir doch gehört, dass in diesen Tagen ein Volksfest stattfindet. Wir sind einwenig enttäuscht von der Chilbi und treffen ausser einer Voksansammlung und Schaubuden nur Lärm und billige Ess- und Getränkestände an.
12. Tag
Endlich hellt das Wetter auf und es zeigt sich blauer Himmel. Wir bereiten die Fahrräder vor, denn heute stehen zwei Events im Val de Travers (auf Deutsch: das Quertal) auf dem Programm. Zuerst fahren wir von Fleurier nach Travers alles einem Fluss, der noch sehr jungen Areuse, entlang. Kyra (unser Hund) nützt jede Gelegenheit, sich im kühlen Wasser zu baden - obwohl es eigentlich gar nicht so heiss ist - und rennt uns nachher abgekühlt hinterher.
In Travers haben wir eine Führung in die Asphaltminen gebucht. Mit Helmen auf dem Kopf und Taschenlampen in den Händen sind wir gut ausgerüstet, um die einst gefährliche Tätigkeit der Minenarbeiter zu erkunden. Unter der Erde meint man den Widerhall der dumpfen Klänge dieser harten Arbeit von Mensch und Pferd noch zu hören. Wir begeben uns ins Berginnere, wo die spannenden Erzählungen unseres Führers die hier ständig herrschenden 6°C wieder wettmachen. Eine Reise zur Quelle des Asphalts, der noch heute einige Strassen von London, Paris, New York bedeckt… Die Minen wurden erst in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts geschlossen: die Konkurrenz von Bitumen wurde zu gross, so dass sich der Abbau nicht mehr lohnte.
Auf der Rückfahrt haben wir in Couvet eine Absinth-Destillerie besucht und in anschaulicher Weise und mit viel Humor die Herstellung dieses "mysthischen" Getränkes kennengelernt.
Absinth wird durch die Destillation verschiedener Pflanzen und Kräuter gewonnen, einschliesslich Wermut, das aus dem Val-de-Travers stammt, der historischen Wiege dieses sagenumwobenen Getränkes. Es hat trotz eines Jahrhunderts des Verbots im Val-de-Travers immer überlebt. Heute ist es aus der Heimlichkeit wieder aufgetaucht und kann legal konsumiert werden.
Die Degustation hat Hunger gegeben und so haben wir uns entschlossen, hoch über Fleurier auf dem "Chapeau de Napoléon" ein Käsefondue zu essen. Die Aussicht von dort oben ist atemberaubend.
Natürlich gab es einen Absinth zum Aperitiv - der Abend wurde sehr gemütlich und wir haben viel gelacht.....
13. Tag
Nun drehen wir die Räder unserer Womos nach Süden und fahren durch eine herrliche, urige Landschaft nach Orbe. Die Ausgrabungsstätte, die wir vor Orbe besuchen wollen, schliesst in 15 Minuten zur Mittagspause. Gerade haben wir noch Glück: wir werden noch eingelassen, obwohl uns bewusst ist, dass wir nur noch wenig Zeit haben, die herausragenden römischen Mosaike zu besichtigen. Sie gelten als das schönste Ensemble römischer Mosaike nördliche der Alpen. Vier Pavillons schützen die einzigen Überreste einer prächtigen römischen Villa. Die Mitte des 19. Jahruhunderts entdeckten Mosaike zeigen figurative Szenen und geometrische Muster und bedeckten den Boden in 8 von 100 Räumen einer grossen luxuriösen gallo-römischen Villa aus der Zeit um 160 n.Chr.
Das an einer Kreuzung von Römerstrassen gelegene römische Urba (Orbe) war wiederholt Angriffen ausgesetzt. Der befestigte Stadtkern erinnert heute noch daran.
Doch bevor wir in Orbe dem schönen, kleinen historischen Städtchen eine Kleinigkeit essen, besuchen wir die Stadtkirche, aus welcher Orgenmusik klingt. Neugierig sehen wir uns um und folgen einer Einladung auf die Empore zu kommen. Es ist der Organist, der uns nun seine Lebensgeschichte erzählt und für uns ganz privat ein Konzert gibt. Es war ein ganz besonders schöner und besinnlicher Moment.
Wir fahren heute noch weiter nach Romainmôtier, einer weiteren mittelalterlichen Kleinstadt und besuchen die romanische Abtei, die älteste der Schweiz, welche im 10. Jahrhundert von Kluniazensermönchen auf noch älteren Fundamenten erbaut wurde. Obwohl das dazugehörige Kloster während der Reformation zerstört wurde, handelt es sich um ein eindruckvolles Baudenkmal. Wir empfinden die Abtei als Kraftort, strömt es doch eine sehr spürbare Ruhe und Kraft aus, die zu Meditation und Einkehr einladet.
Nach dem Besuch der Abtei sehen wir uns noch das Priorenhaus an, welches die Schriftstellerin Katharina von Arx vor vielen Jahren erworben, restauriert und darüber ein Buch mit dem Titel "Mein Luftschloss auf Erden" herausgegeben hat. Im Teehaus trinken wir einen hauseigenen Holundersaft bevor wir uns auf machen zu unserem Nachtquartier am Lac de Joux.
Der heutige Tag war geprägt mit vielen Eindrücken, und wir sind müde aber glücklich in Le Sentier angekommen. Mit grossem Appetit "verschlingen" wir Barbara's für uns zubereitete vierte Schweizerspezialität aus der Gegend: Waadtländer Saucisson mit Karoffel-Lauchgemüse. Es hat wunderbar geschmeckt, und mit dicken Bäuchen und wohliger Müdigkeit (war es von den vielen Eindrücken heute oder war es vielleicht vom Wein ?) sind wir früh schlafen gegangen.
14. Tag
Die Fahrt über den Col du Marchairuz führt uns durch unberührte Weidelandschaften des Waadtländer Juras und mit einer herausragenden Panorama-Aussicht über die Alpen zum Genfersee.
Die herrlichen Weinberge entlang des Genfersees mit seinen berühmten Schweizer Weissweinen stehen seit einigen Jahren auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbe.
Wir fahren durch Montreux , wo in diesen Tagen das internationale Jazzfestival beginnt, und erreichen Schloss Chillon, welches auf einer Felseninsel gebaut ist.
- Die erste schriftliche Erwähnung des Schlosses stammt aus dem Jahre 1150. Daraus geht hervor, daß das Geschlecht der Savoyer die Passage entlang des Genfersees bereits kontrollierte. Das Savoyer Zeitalter dauerte vom 12. Jh. bis 1536.
- 1536 eroberten die Schweizer - genau genommen die Berner - das Waadtland und besetzten Chillon. Über 260 Jahre lang behielt das Schloss seine Rolle als Festung, Arsenal und Gefängnis. Das Berner Zeitalter dauerte von 1536 - 1798.
- 1798 besetzten Waadtländer Patrioten aus Vevey und Montreux das Schloss – Widerstand wurde ihnen dabei nicht entgegengesetzt. Im Zuge der Waadtländer Revolution wurde das Schloss öffentliches Gut und ging 1803 an den damals gegründeten Kanton Waadt über.
Heute ist das Schloss ein UNESCO-Kulturerbe.
15. Tag
Nach einer ruhigen Nacht auf dem Campingplatz nahe Villars verlassen wir bei leider immer noch trübem und feuchtem Wetter die Französische Schweiz und erreichen nach einer schönen Fahrt über den Col du Pillon Gstaad, den Nobelkurort, wo sich die Schönen, Reichen und Berühmten vom Alltagsstress erholen. In Gstaad machen wir einen Kaffeehalt, schauen uns den Ort an und fahren weiter nach Interlaken, wo wir uns auf dem Campingplatz von Matten für drei Nächte gemütlich einrichten.
Nachdem Barbara im Internet gelesen hat, dass heute Abend eine Aufführung der Tell-Spiele stattfindet, haben wir versucht, noch kurzfristig zu Tickets zu kommen. Das Glück war uns hold, denn wir konnten noch vier gute Plätze kaufen. Seit 1912 wird in Matten bei Interlaken Schillers Wilhelm Tell auf der grössten Freilichtbühne der Schweiz aufgeführt. Die Aufführung hat allen sehr gefallen, kamen doch beim Spiel einige bereits in den letzten Tagen besuchte Orte und Ereignisse auf die Bühne. Unseren deutschen Freunden wurde die Schweizer Geschichte durch das Drama von Schiller noch reeller dargestellt, uns Schweizerinnen hat die Aufführung berührt.
16. Tag
Eine kurze Zugfahrt bringt uns nach Lauterbrunnen, von wo wir nach einem ca. einstündigen Spaziergang dieTrümmelbach-Fälle erreichen.
10 Gletscherwasser-Fälle im Berginneren sind zugänglich gemacht und beleuchtet. Der Trümmelbach entwässert allein die riesigen Gletscherwände von Eiger (3970m), Mönch (4099m) und Jungfrau (4158m) mit bis zu 20'000 Liter Wasser pro Sekunde und transportiert jährlich 20'200 Tonnen Geschiebe aus dem Einzugsgebiet von 24 km², das zur Hälfte mit Schnee und Eis bedeckt ist. Das Schauspiel ist tosend und zeigt die Naturgewalt auf ergreifende Weise.
17. Tag
Heute scheint endlich die Sonne wieder! Wir benützen diesen Tag, packen unsere Rucksäcke und fahren mit dem Zug nach Grindelwald. Von dort geht es per Seilbahn auf ca. 2200 m.ü.M. - auf die First.
Wir staunen nicht schlecht über die vielen Menschen, welche das gleiche Ansinnen haben, und vor allem über die Dreharbeiten eines Boolywood-Filmes in unserer so herrlichen Bergwelt.
Unsere Wanderung führt uns in ca einer Stunde zusammen mit tausend anderen Menschen - vor allem Asiaten, einer sogar mit einem Rollkoffer !! - von der First zum Bachalpsee. Dort aber finden wir ein noch nicht überlaufenes Plätzchen für unser Picknick. Es ist wunderschön.
Das Wetter zieht sich wieder etwas zu und so nehmen wir bald den Abstieg nach Bort unter die Füsse. Wir ruhen uns nochmal an einem kleinen Bergweiher etwas aus bevor es dann entgültig zur Mittelstation der Seilbahn geht. Für die uns vorgenommene rasante Abfahrt ins Tal per Trottinett ist es leider schon zu spät. Wir verraten jetzt nicht, wer darüber am glücklichsten war !! Knapp erreichen wir die letzte Bahn zur Talfahrt nach Grindelwald.
18. Tag
Heute steht unsere Königsetappe an. Glücklicherweise haben wir gutes Wetter, denn wir fahren durch eine herrliche Berg- und Gletscherwelt von Interlaken ins Engadin.
Zuerst geht unsere Reise über Meiringen auf den Grimselpass, wo wir noch riesige Schneeberge und einen Pass-See mit Eisschollen vorfinden, obwohl unser Kalender Juli anzeigt!
Nachdem wir das grossartige Panorama bewundert haben, fahren wir weiter zur Furka-Passhöhe.
Kurz vorher machen wir Halt am Rhonegletscher. Es erstaunt sehr, wie bei jedem neuen Besuch der Gletscher sichtlich zurück gegangen ist. Wir besichtigen hier die künstlich angelegten Gletscherhöhlen und sind begeistert.
Der Tag ist noch nicht zu Ende: weiter geht es über einen dritten Pass, den Oberalp-Pass, der uns vom Kanton Uri in den Kanton Graubünden führt. Spektakulär ist die Abfahrt von der Furka: die Strasse recht eng und immer wieder kreuzen Busse und andere WoMo's. Tausende Motorrad-Fahrer überholen - auch für sie ist es ein herrlicher Tag.
Im Bündner Oberland - in Disentis - beziehen wir unser Nachtquartier: ein schöner TCS-Campingplatz am noch ganz jungen Rhein.
19. Tag
Ruth erwacht am Morgen mit einer starken Migräne, was uns dazu bewegt, am Mittag auf dem direkten Weg ins Engadin zu fahren.
Astrid und Egon aber fahren früher weg und besuchen Zillis und Cazis. In beiden Orten sind Kirchen zu sehen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber die beide begeistern.
Die Kirche St. Martin in Zillis ist eine romanische Saalkirche und weltberühmt wegen ihrer bemalten Kirchendecke.
Die evangelische Steinkirche in Cazis wurde im Jahre 2002 eingeweiht.
Am Abend treffen wir uns in Punt Muragl bei St. Moritz auf dem TCS-Campingplatz und besprechen den morgigen Tag.
20. Tag
Heute geht es mit der Standseilbahn auf den 2453 m.ü.M. liegenden Oberengadiner Ausflugsberg Muottas Muragl. Die Bahn hat eine Streckenlänge von 2199 m und überwindet 709 m Höhe. Sie feierte im 2007 ihr 100-jähriges Bestehen und ist somit die älteste Engadiner Bergbahn.
Ein atemberaubendes Panorama erwartet uns bei der Ankunft. Es ist von da oben, wo der berühmte Bündner Maler Giovanni Segantini die legendären Farben des Oberengadins in wunderbaren Bildern eingefangen hat.
Freudig überrascht uns aber auch eine Gruppe Alphornbläser - für unsere deutschen Freunde ein "vorausbestellter Glücksmoment" - was wir natürlich mit Nachdruck bestätigen. Schaut man das Foto genau an, kann man oben links noch eine zweite Gruppe ausfindig machen. Dies nach dem Motto "wenn schon - denn schon".......
Nun aber nehmen wir den Weg unter die Füsse, bewundern die schöne Alpenflora und hoffen, einige Murmeltiere zu sehen. Hunderte sollten wir sehen - so wurde uns versprochen - zwei oder drei haben sich immerhin gezeigt......
Für ein Picknick ist es zu kühl. So kehren wir im Bergrestaurant Unterer Schafberg ein und stärken uns für den restlichen Abstieg nach Pontresina.
Ist das nicht ein hübsches "stilles Örtchen" - so ganz in der Natur ?
21. Tag
Heute geht es schon wieder weiter ins Unterengadin nach Scuol. Zuerst aber machen wir Halt in Zernez und besuchen das 2008 eröffnete Nationalpark-Museum. In vier Räumen des Zentrums erhält man auf 800 m2 Ausstellungsfläche interessante Informationen. Man kann nicht nur staunen, sondern darf auch an verschiedenen Geräten Hand anlegen, um faszinierende Details zur Natur und Tierwelt des Schweizerischen Nationalparkes zu erfahren. Die Ausstellung ist beeindruckend.
Auf der Weiterfahrt Richtung Scuol machen wir Halt in Ardez, einem authentisch erhaltenen Engadinerdorf und bewundern die wunderschönen Häuser. Typisch für das Engadinerhaus sind die wuchtigen Steinmauern verziert mit Sgraffito-Technik , die tiefen Fensterfluchten, der Erker und grossen Eingangstore.
Bei starkem Regen kommen wir auf dem Campingplatz in Scuol an, stellen unsere Fahrzeuge hin und warten mal ab, bis der Regen aufhört und das Wetter uns erlaubt, den Strom anzuschliessen ohne in sekundenschnelle "klitsch-nass" zu werden.
22. Tag
Das Wetter hellt sich auf und erlaubt uns, eine Wanderung zu unternehmen. Wir fahren mit der Seilbahn auf Muottas Naluns und wandern gemütlich durch wunderschöne Bergwiesen nach Prui, wo wir uns im Restaurant einen ausgiebigen Apéro genehmigen. Die Stimmung ist grossartig und es wird viel gelacht.
die Männertreu (Lobelia erinus) sind wirklich sehr schwer zu finden!
Lustig wandern wir bergabwärts, nehmen unser mitgebrachtes Picknick ein und kommen nach Ftan, wo Barbara vier Jahre im Hochalpinen Mädcheninstitut zur Schule gegangen ist. Wir bekommen Gelegenheit, das Institut zu besichtigen. Heute ist es ein Sportgymnasium, und so einiges hat sich in all den Jahren verändert.
Das Postauto bringt uns zurück nach Scuol. Den letzten Abend sitzen wir zusammen im Camping-Restaurant, wo wir unsere letzte Schweizer Spezialität geniessen - eine Bündner Gerstensuppe mit Engadinerwurst.
23. Tag
Heute heisst es Abschied nehmen. Unsere Freunde reisen weiter über Österreich nach Deutschland, und wir drehen unsere Räder nach Norden in Richtung Zürich. Es waren drei tolle Wochen: wir haben viel erlebt und gesehen. Obwohl uns das Wetter nicht gerade gut gesinnt war, haben wir viel gelacht und die Stimmung war ausnahmslos SUPER !