Ostdeutschland und Dänemark
09. Juni - 16. Juli 2015
O S T D E U T S C H L A N D
9. Juni
Wir fahren gegen 11h los. Erster Halt ist im Volkiland zum Einkaufen.
Eigentlich wollten wir "bloss" bis Würzburg fahren. Da wir uns aber am nächsten Morgen schon mittags mit unseren Reisefreunden Astrid und Egon auf der Wartburg treffen wollen, fahren wir bis kurz vor Eisenach, wo wir im Thüringer Wald einen angenehmen Campinplatz an einem kleinen See finden.
10. Juni
Auf dem Parkplatz unterhalb der Wartburg gibt es eine herzliche Begrüßung. Dann geht's zügig bergan zur Burg, die schon bald sichtbar ist. Einerseits mit Wehrmauern und Wehrturm, besticht andererseits die fast zierlich anmutende Häuserreihe im Fachwerkstil.
Hier war ein Zentrum der Kultur: hochmittelalterliche Dichtung und Minnegesang wurden hier gepflegt. Ausserdem bot die Wartburg Martin Luther Zuflucht vor der Verfolgung von Papst und Kaiser.
Luther's Zimmer in der Wartburg
Weiter fahren wir nach Erfurt, einer wunderschönen Stadt mit großen Patrizierhäusern und schön rekonstruierten Fachwerkhäusern.
Weiter fahren wir nach Erfurt, einer wunderschönen Stadt mit großen Patrizierhäusern und schön rekonstruierten Fachwerkhäusern.
Einmalig ist die Krämerbrücke - mit 120m die längste Brücke Europas, die mit 32 Häusern komplett bebaut und bewohnt ist.
Als wirtschaftliches, geistiges und kulturelles Zentrum Thüringens zog Erfurt große Persönlichkeiten an: Luther, Bach, Goethe, Schiller und viele mehr.
Auf dem großen Parkplatz bei der Messe übernachten wir.
11. Juni
Heute geht's Richtung Weimar. Auf dem Weg dahin besuchen wir das ehemalige KZ Buchenwald. Hier machen wir eine 1 1/2 stündige Führung mit, die auf eindrucksvolle Weise die Greueltaten der Nazis darstellt. Über 250'000 Menschen aus fast 50 Ländern waren hier inhaftiert. Mehr als 50'000 Menschen starben durch die mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen oder wurden durch die SS willkürlich ermordet. Tief beeindruckt und erschüttert verlassen wir diese Stätte des Grauens.
Das Eingangstor zum KZ - welch eine Ironie.......
Das Mahnmal und Gedenkstätte
Wie schon Tags zuvor in Erfurt sind wir auch in Weimar zu spät für eine Stadtführung. So schlendern wir auch hier auf eigene Faust durch die engen Gassen und über große Plätze. Beeindruckend sind auch hier die schönen Patrizierhäuser.
Auch Weimar war und ist ein Zentrum der Kultur und der Künste: Goethe und Schiller lebten hier....
..... und unter vielen anderen auch Bach, Herder und Nietzsche.
Jetzt gilt es noch ein rechtes Stück zu fahren, bis wir um 19.30h auf dem Campingplatz am Stausee Hohenwarte ankommen. Zum Grillieren ist es jetzt zu spät, dafür kocht Ba eine feine Gemüsesuppe.
12. Juni
Eigentlich ist hier eine Velotour oder eine Schifffahrt vorgesehen. Beides aber ist leider nicht möglich, die Velotour wegen zu holprigen Wegen, die Schifffahrt, weil der Anlegesteg zu weit entfernt ist. So genießen wir einen ruhigen Tag mit einem schönen Spaziergang dem See entlang.
Heute klappt's mit dem Grillieren; nur Schatten zu finden bereitet einwenig Mühe, denn der heutige Tag war außerordentlich schwül.
13. Juni
Ruth's Geburtstag: Barbara steht um 7h auf, damit es bis zum Start um 10h keine Hetzerei gibt. Als wir nach Kaffee am Bett, Hundespaziergang, Mini-Bescherung und Frühstück fast fertig sind, setzen sich auch unsere Freunde mit ihrem Müsli zu uns.
Die erste Station unseres heutigen Reisetags ist die Drachenhöhle bei Syrau,
eine Tropfsteinhöhle mit zahlreichen Sintergebilden.
Die Führung ist mit abschließender Lasershow recht nett - die Schätze der Höhle allerdings sind ziemlich bescheiden.
Wunderschön ist die Fahrt durch die schöne Landschaft und die hübschen Dörfer des Vogtlandes. Oft kommt das Gefühl auf, dass hier die Zeit stillgestanden ist, und dass der alte Mann, der gerade vor seinem Haus wischt, noch gar nicht realisiert hat, dass sein Dorf nicht mehr zur DDR sondern zur BRD gehört.
Auf dem Weg zum Campingplatz kommen wir an einem imposanten Bauwerk vorbei: der Göltzschtalbrücke, die grösste Ziegelbrücke der Welt, welche im Jahre 1851 eingeweiht wurde.
Den Geburtstags-Tag beschliessen wir mit einem einfachen Nachtessen im nahen Restaurant. Mittlerweilen hat das Wetter gewechselt: heftige Regenschauer und Gewitter gestalten den Weg zum Restaurant und zurück einwenig mühsam.
14. Juni
Als erstes besuchen wir die kleinste Burg Sachsens, die Rabenburg bei Chemnitz. Hier sehen wir den kleinen Rittersaal, der zur Gerichtbarkeit diente - der einzige Sinn dieser Burg, die über keine anderen Räume verfügt.
Hans Carl von Carlowitz, der letzte Burgbesitzer, hat sich sehr um die Nachhaltigkeit der Nutzung des Waldes bemüht: der Wald sollte sinnvoll, ökologisch und sozialverträglich genutzt werden. Er war es, der das Wort "nachhaltig", das heute so oft missbraucht wird, geprägt hat.
Weiter geht's dann zum Schloss Augustusburg, der "Krone des Erzgebirges", eine eindrücklich grosse Anlage, das einstige Jagdschloss des sächsischen Kurfürsten. Heute dienst die Augustusburg vor allem als Museum. Wir beschränken uns darauf, den Kerker mit allen erdenklichen Folterinstrumenten anzuschauen.
Die Fahrt durch das Land und die Dörfer ist wunderschön: riesige Felder und hübsche kleine Dörfer. Die frohe Farbgebung der Häuser gefällt uns besonders.
Als nächstes besuchen wir Liebstadt, wo Egon geboren ist. Für Kyra machen wir einen kleinen Spaziergang zum Schloss Kuckuckstein, welches 1774 auch in den Besitz der Fürsten von Carlowitz gelangt war und während der DDR-Zeit als Wohnraum genutzt wurde. Egon erzählt uns, wie sie als Kinder in den Räumen des beachtlich grossen Schlosses Verstecken gespielt hatten.
In Pirna stellen wir uns nahe der Stadt auf den neuen Stellplatz mit Strom, Wasser, Dusche und WC sowie mit zum ersten Mal einer guten Internet-Verbindung.
15. Juni
Heute ziehen wir mit Velos plus Kyra-Anhänger los. Wir fahren knapp 20km der Elbe entlang durch die Sächsische Schweiz - Ost-Erzgebirge.
Auf der gegenüberliegenden Elbseite sieht man sehr eindrücklich das Elbsandsteingebirge mit seinen eigenartigen Felsformationen.
In Königsstein fahren wir mit Touristenbus und -Zug auf den Parkplatz der Festung Königstein, die auf einem Tafelberg liegt, und von dort mit dem Lift über 40m in die Höhe.
Die Festung selbst ist eine riesige Anlage - eine der grössten Bergfestungen Europas. Ab 1922 diente sie als Gefängnis; nach dem 2. Weltkrieg wurde sie als Lazarett genutzt und von 1949 bis 1955 zur Umerziehung straffälliger und nicht ins Bild der sozialistischen Gesellschaft passender Jugendlichen.
Wir geniessen eine grossartige Aussicht ins sächsische Land.
Zurück nach Pirna fahren wir mit dem Schiff - einem alten Raddampfer - und können nochmal die wunderbare Landschaft an uns vorbeiziehen sehen.
Dort angekommen zeigt Egon uns die Stadt seiner Jugend, wo er aufgewachsen ist.
Die Hochwasser-Anzeigen sind schon sehr eindrücklich.
Der höchste Wasserstand zeigt das Hochwasser im 2002 an.
Es war ein wunderschöner Tag, den wir alle sehr genossen haben und den wir mit einem feinen Nachtessen in einer spanischen Bodega abschliessen.
16. Juni
Wir fahren morgens um 10.30h von Pirna nach Dresden, weil unsere Bordbatterien dauernd ausfallen. Resultat: zwei neue Batterien. Die alten sind nicht nur tot, sondern beginnen bereits auszulaufen.....
Nach langem Warten fahren wir abends um 17h von Dresden nach Pirna zurück und sind nun wieder für drei bis vier Tage "stromunabhängig".
Mit einem guten Nachtessen und gemütlichem Abend im geschichtsträchtigen "Refugium" - einem stilvollen Pirner Restaurant - beschliessen wir den Tag.
17. Juni
Gestern hatte die Zeit dafür nicht mehr gereicht, darum machen wir uns heute Morgen auf, das DDR-Museum zu besuchen. Drei Stunden sind wir hier unterwegs zu entdecken, dass die östliche "Einrichtung" (Lebenskomfort), unserem westlichen Lebenskomfort sehr ähnlich war: Möbel und Einrichtungen, Küchen- und -Zubehör , Spielzeug, Camping und, und, und... Immer wieder stellten wir fest: das war bei uns nicht anders - oder: das hattet ihr auch.
Der Unterschied war: die Propoganda hier - und die Meinungsfreiheit bei uns - das ist uns stark eingefahren. Nein, schlecht gegangen ist es den Menschen in der DDR nicht - sie hatten auch viele soziale Vorteile dem Westen gegenüber. Aber: um ihr Land war ein Zaun - das unsere war offen...
Wieder eine schöne Fahrt durch die sächsische Schweiz, mit Hügeln, Feldern und verträumten Dörfern nach Bautzen, einem mittelalterliches Städtchen.
Egon führt uns durch die Gassen zu den Sehenswürdigkeiten: wunderschöne Häuser im Barockstil, schöne Kirchen, Wehr- und Wassertürmen, meist über ungeschlagene Backstein-Gassen. Wir sind begeistert!
Auf dem Bummel durch die Stadt hören wir von Ferne "Theatergeräusche". Wir gehen der Sache nach und sehen, dass auf einem Platz "My Fair Lady" geprobt wird. Wir hören eine Weile zu und gehen mit "Ohrwürmern" der uns bekannten Melodien in den Ohren weiter.
Zu Nacht essen wir im "Gasthaus des Senfes" ausserordentlich gut, denn Bautzen ist die Stadt der Herstellungskunst verschiedenster Senfsorten. Natürlich haben wir uns auch das Senfmuseum angeschaut und uns einen hiessigen Senf gekauft.
18. Juni
In der Nacht hat es geregnet und am Morgen ist der Himmel bedeckt.
Als wir wegfahren wollen und Ruth ihr Velo kontrolliert, stellt sie fest, dass das hintere Rad vollkommen platt ist. Egon pumpt es auf, aber als wir auf dem Stellplatz in Bad Muskau ankommen, ist das Rad wieder platt. So fahren wir zuerst mal in die Ortschaft zu einem Velogeschäft, lassen Ruth's Velo zum Flicken dort und bekommen ein anderes ausgeliehen.
Nach einem kleinen z'Mittag machen wir uns mit den Rädern plus Kyra's Wagen auf zum Muskauer Park, einem Unesco Welterbe.
Hermann Fürst von Pückler-Muskau legte den 830 Hektar grossen Park ab 1815 an. Durch die Teilung in eine deutsche und eine polnische Seite erlangt das Gartenreich, welches mit seinen alten, grossen Bäumen an einen englischen Park erinnert, Einzigartigkeit.
Wir geniessen eine schöne Fahrt in diesem Park und betreten dabei zum ersten Mal in unserem Leben Polen.
Kyra rennt auf weiten Strecken neben oder vor uns.
Auf dem Rückweg holen wir Ruth's geflicktes Velo ab und fahren zurück zum Stellplatz.
Der Stellplatz erinnert mit seiner Ausstattung und der sanitären Einrichtungen stark an die Zeit vor 1989. (Anordnung der Plätze galt für Wohnwagen - WoMo's kannte man ja damals hier nicht.)
19. Juni
Pünktlich um 10h können wir starten.
Wir wechseln von Sachsen nach Brandenburg. Ob es daran liegt? Die Dörfer sehen plötzlich ganz anders aus: der Strasse entlang zusammengereite Backsteinhäuser, weniger Gärten.
In Lichterfeld bei Finsterwalde besuchen wir das ehemalige Braunkohlewerk. Die stillgelegte Abraumförderbrücke F60 befindet sich am Rande des Tagebaurestloches Klettwotz-Nord. Sie ist die grösste bewegliche Arbeitsmaschine der Welt: 502m lang, 202m breit, 80m hoch und 11.000 Tonnen schwer. Ein imposantes Bauwerk, das auch als „liegender Eiffelturm“ bezeichnet wird.
Da nach der Wende der Kohleabbau in dieser Art nicht mehr rentabel war, wurde der Betrieb eingestellt. Die F60-Brücke (Kosten 1 Milliarde DM) war somit nur gut ein Jahr in Betrieb und sollte eigentlich, wie ihre "Schwestern" in anderen Abbaubetrieben, gesprengt werden. Dank einer Bürgerinitiative wurde dies verhindert und ein wichtiges Zeitzeugnis konnte zur Besichtigung erhalten werden.
Ruth und Egon machen sich auf den weiten und über unzählige Treppenstufen ansteigenden Weg zum höchsten Punkt der Förderbrücke in einer Höhe von 80m, während Barbara mit Kyra spaziert und Astrid die Sportler vom Boden aus begleitet.
Die Restlöcher der Abbaugruben sind heute - und werden immer noch - geflutet, um aus den einst hässlichen Abbaugebieten eine Seenlandschaft und Erholungsorte für Natur und Menschen zu schaffen.
Danach geht es weiter zum Campinplatz im Spreewald, wo wir drei Nächte bleiben wollen.
20. Juni
Schon gestern Abend und auch heute Morgen klopft es nachhaltig auf unser Dach. Es regnet. Also drehen wir uns noch einmal um und schlafen weiter. Gegen 9h stehen wir auf. Eigentlich war eine Schifffahrt geplant. Aber bei dem Wetter? Unsere Freunde machen sich auf den Weg zu rekognoszieren. Wir bleiben daheim, arbeiten am Tagebuch und der Website. Mit Schrecken stellt Ruth fest, dass ihre ganze gestrige Arbeit auf der Site verloren ist. Also fängt sie nochmals an...
Mittlerweilen hellt es auf - Regengüsse wechseln sich mit Sonnenstrahlen ab.
Auch wir machen uns auf den Weg in die Ortschaft Lübbenau: ein ansprechendes Dorf, wo man sieht, dass hier im Sommer gewiss viel Betrieb ist.
Nach einigem Suchen finden wir das Ortsmuseum. Wir finden eine ansprechende Darstellung des Lebens hier im vor- und im letzten Jahrhundert. Hunde dürfen mitgenommen werden - für Kyra ist es der erste Museumsbesuch!
Unterdessen haben unsere Freunde herausgefunden, dass eine Abendfahrt mit einem Kahn auf der Spree angeboten wird - Nachtessen und dann wieder zurück. Natürlich sind wir mit dabei! Es ist eine zauberhafte Fahrt durch die ruhigen "Spreearme", Fliesse genannt, deren es so viele gibt, dass die Schiffer sich darin verirren können. Mit ruhigem Stechen bewegt der Schiffer den Kahn vorwärts.
Das Nachtessen ist deftig aber ausgezeichnet: Salate, Kasseler (Schinken) und eine riesige Kartoffel mit Sauerrahm.
Der Rückweg ist in der Dämmerung - zauberhaft: das Licht, das Spiegelbild der Bäume im Wasser, ein Reh, welches plötzlich neben uns am Ufer auftaucht, und --- die wunderbare Stille um uns.
Es war ein wunderschöner Abend.
21. Juni
Heute scheint beim Erwachen sogar einwenig die Sonne. Bald nach dem Frühstück machen wir uns mit den Fahrrädern und dem Hundeanhänger auf den Weg. 20km soll die Fahrt gehen.
Nach ca. 3km kommen wir in Lübbe beim Freilichtmuseum an. Der Besuch ist interessant: in Häusern aus dem 19. Jh. können wir viel vom Leben und von der Landwirtschaft dieser Gegend lernen, wo die Verarbeitung von Gurken und Meerrettich an erster Stelle stehen. Häuser und Gärten sind liebevoll hergestellt und immer wieder wird uns von der vergangenen Zeit erzählt.
Unser Mittagessen nehmen wir in Form eines Picknicks in wunderbarer Umgebung ein. Auch der Humor hat naturlich nicht gefehlt.....
Die Weiterfahrt ist ein kleines Abenteuer: immer wieder müssen wir Treppenbrücken überqueren, wo es nötig ist, Kyra's Wagen abzuspannen und in Einzelfahrten das ganze Bagage auf die andere Seite zu bringen.
Aber es ist zauberhaft: die Fahrt entlang der Gewässer, Wälder, Moorlandschaften und Felder. - Ein wunderschöner Tag!
Es ist zwar kühl, trotzdem grillieren wir und essen draußen zu Nacht.
22. Juni
Wir haben zügig zusammengeräumt und fahren erst mal nach Raddusch. Hier besuchen wir eine Slavenburg.
Ende 7., Anfang 8. Jh. wanderten im Gebiet südlich und westlich des Spreewaldes die Slaven ein, ein Stamm der Lusitzi, welcher der heutigen (Nieder-)Lausitz den Namen gab. Prägend für die frühmittelalterliche slawische Zeit war der slawische Burgenbau. Diese rundförmigen Wallanlagen dienten als Fluchtort für die in unmittelbarer Nähe lebende Bevölkerung. Als Rundbau und aus Holz, Erde, Lehm und Sand gebaut, wirken diese Burgen für uns, die wir Steinburgen gewöhnt sind, sehr fremdartig.
Die Slawenburg Raddusch ist eine äußerlich weitgehend originalgetreue Nachbildung. Die Ausstellung, welche sich innerhalb des ca. 15m breiten Walls befindet, ist sehr interessant und gibt einen Einblick in die damalige Zeit.
Als nächstes möchten wir das Glashüttendorf im Baruther Urstromtal besuchen, wo seit 1716 Glas produziert wird. Leider ist das Museum, wo man den Glasbläsern hätte zuschauen können, heute geschlossen (Montag).
Also geht's weiter durch kleine Dörfer, die hier bescheidener (weniger herausgeputzt) sind, als die Dörfer im Süden. Weiterhin werden wir begleitet von Landwirtschaft und oft von Wäldern.
Gegen Abend kommen wir in Brandenburg an. Unterdessen hat es angefangen zu regnen - das richtige Wetter für ein Fondue, welches wir mitgebracht haben. - Und das zum Sommeranfang...
23. Juni
ES REGNET... Heftig.
Wir sitzen in Astrid’s und Egon’s Wohnzimmer und arbeiten an der Website.
Als es am Nachmittag schont, gehen wir in die Stadt. Brandenburg an der Havel liegt wunderbar gebettet zwischen diversen Havelarmen.
Wir schlendern durch die Strassen und Gassen und schauen den Dom an. Dort nehmen wir an einer hervorragenden Führung teil und hören einen Vortrag über die Geschichte des Brandenburger Doms.
Astrid verwöhnt uns sehr; aus der Küche werden wir gleich weggeschickt - wir dürfen nichts helfen, sondern nur faulenzen.
24. Juni
Heute zeigen uns unsere Freunde ihre Stadt. Zuerst fahren wir mit einem Havel-Kahn durch die Kanäle und sehen die Stadt vom Wasser aus. Schön sind die vielen Kleingärten dem Fluss entlang. Schaut man genau hin, kann man einige Kuriositäten beobachten. Liebevoll ist alles hergerichtet.
Dann geht es „per pedes“ durch die Brandenburger Altstadt und später durch die Neustadt; einst zwei unabhängige Städte, die sich irgendwann zusammengetan haben. In der Altstadt besuchen wir die St.Gotthardt-Kirche, Loriot’s Taufkirche. Sehr imposant und schön.
Immer wieder begegnen wir in den Parks Loriot’s „Waldmopse“.
25. Juni
Barbara fliegt heute für zwei Tage von Berlin nach Zürich, um an der Beisetzung unserer plötzlich verstorbenen Freundin Ruth N. teilzunehmen. Barbara und Ruth N. standen sich viele, viele Jahre sehr nahe; es war ihre und Stephan’s zweite Familie. Ich (Ru) bleibe mit Kyra in Brandenburg bei Astrid und Egon.
Bevor wir Barbara zum Flughafen bringen, wollen wir noch die Zeit nutzen, in Berlin einwenig rumzuschauen. Wir waren vor 11 Jahren hier und stellen fest, dass sich viel verändert hat. Der Potsdamer Platz ist nun vollkommen überbaut. Bei unserem letzten Besuch konnten wir noch viele leere Flächen sehen, wo früher Kriegsruinen gestanden haben.
Gegen Abend dann begleiten wir Barbara nach Berlin Tegel und fahren zurück nach Brandenburg. Es regnet wieder.....
26. Juni
Das Wetter bessert sich. Es wird bereits wieder wärmer. Wir fahren um 11.00h los nach Potsdam und besuchen das Schloss Sanssouci.
Schloss und Park von Sanssouci werden oft als preußisches Versailles bezeichnet und sind seit 1990 ein UNESCO-Welterbe. Der preussische König Friedrich II. (Friedrich der Grosse) liess in den Jahren 1745 bis 1747 ein „kleines Sommerschloss“ im Stil des Rokoko errichten.
Wir spazieren durch den riesigen Park und bewundern die herrlichen Gärten und schönen Anlagen - viel Gold und Silber, aber auch viel Natur.
Alle - inkl. Kyra - kommen müde aber glücklich nach einem schönen Tag zurück nach Brandenburg. Nach einer kleinen Siesta gehen Astrid und Ruth noch einkaufen, da wir ja morgen Samstag Barbara am Flughafen Berlin Tegel abholen und dann weiterfahren wollen. Kurz zeigt mir Astrid noch den „Roland“ - eine ca.5m hohe Ritterstatue, ein treuer Ritter von Friedrich dem Grossen, der heute vor dem Rathaus steht.
27. Juni
Barbara wird vom Flughafen abgeholt und gleich geht's weiter Richtung Nordosten.
In Niederfinow machen wir Halt, um das Schiffshebewerk Niederfinow zu besichtigen. Dieses wurde 1934 eröffnet und ist damit Deutschlands ältester noch in Betrieb befindlicher "Schiffs-Fahrstuhl". Die 60m hohe Anlage ist ein technisches Meisterwerk und heute ein geschütztes Baudenkmal. Die Schiffe werden quasi in einen Aufzug gefahren, in eine mit Wasser gefüllte "Wanne" von 85m Länge und 12m Breite. Dann werden sie vom Oder-Havelkanal in die alte Oder, die 36 Meter höher liegt, transportiert. Diese Höhe wird in ca. 4 Minuten überwunden. Wir sind fasziniert!
Da das Schiffshebewerk inzwischen in die Jahre gekommen ist und an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit kommt, wird direkt nebenan das neue Schiffshebewerk Niederfinow gebaut.
Danach geht's weiter zum Kloster Chorin. Hier übernachten wir auf dem Parkplatz, um morgen die Klosterruinen zu besuchen.
28. Juni
Um 11h nehmen wir an einer Führung teil. Der alte Mann, welcher uns führt, weiss unglaublich viel und interessant zu erzählen.
Das Kloster Chorin ist eine ehemalige Zisterzienserabtei in der Nähe des Ortes Chorin. Nach der Reformation war das ehemalige Kloster von etwa 1550 bis ins beginnende 19. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben. Die Mönche lebten noch einige Jahre weiter im Kloster. Zu unbekannter Zeit wurde die Anlage dann verpachtet und als Viehstall genutzt. Nachdem die Gebäude im frühen
19. Jahrhundert einen traurigen Anblick boten, wurde ab 1817 mit der Sicherung und teilweisen Rekonstruktion der Ruine begonnen.
Wir empfinden diesen Ort als eine Stätte der Ruhe und des Friedens.
Nach dem Besuch des Klosters fahren wir weiter bis Szczecin (Stettin) in Polen, wo wir auf einem hübschen Campingplatz logieren.
29. Juni
Mit dem Bus fahren wir nach Stettin. Zuerst orientieren wir uns nach der Karte, um die Innenstadt zu finden. Auf dem Touristenbüro buchen wir eine Stadtrundfahrt mit einem Kleinbus und erhalten so einen guten Überblick von der Stadt.
Wir hören viel über Geschichte, Architektur, von Pärken und Sehenswürdigkeiten - aber begeistern kann uns Stettin nicht, obwohl es einzelne sehr schöne Gebäude gibt. Uns fehlt die Seele dieser Stadt.
Sehr schön jedoch ist der Dom, wiederum ein gotischer Backsteinbau mit weit hochstrebendem Gewölbe, luftig und hell. Aber der Bildschmuck enttäuscht.
Es muss in Polen schönere Städte geben als Stettin: Danzig, Krakau, Warschau. Fürs erste ist unser Appetit auf Polen gestillt.
Zum Schluss der Führung besuchen wir auch den Rosengarten und sind begeistert von der Vielzahl verschiedener Rosen und deren Düfte.
30. Juni
Die Fahrt gegen Swinoujscie führt über lange Strecke durch Wälder. Gegen NW werden die Dörfer und Bauernhöfe wieder freundlicher - nicht nur grau in grau, sondern auch wieder farbige Häuser und mehr Blumen. In Swinoujscie besuchen wir noch den Polenmarkt, der trostlos anmutet mit seiner Billigstware. Wir bemerken den Grenzübertritt in die BRD nicht, den wir nur einige Kilometer nach der kurzen Überfahrt mit der Fähre auf die Insel Usedom, überfahren.
Noch ein paar Kilometer und wir peilen unseren Campingplatz in Ückeritz auf Usedom an. Es ist nicht einfach, hier noch einen Platz zu finden; der Platz ist voll wie im Hochsommer.
Ein feiner Grill-z'Nacht rundet den ersten wirklich sommerlichen Tag ab.
1. Juli
Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir mit den Fahrrädern Richtung Bansin. Es ist angenehm; der Weg führt weitgehend durch den Wald, die Temperaturen sind sehr sommerlich!
Kyra läuft wunderbar neben Barbara's Velo her, das Tempo halten wir gemütlich.
Als wir in in Bansin ankommen, steht der Vorschlag, nach einer Pause noch weitere 6km bis Ahlbeck zu fahren. Ob Kyra das schafft? Bei gedrosseltem Tempo ist dies kein Problem.
Die Fahrt lohnt sich: vorbei an den Königsbädern mit ihren großzügigen Häusern und Anlagen ist der Weg sehr interessant.
Retour fahren wir mit dem Zug - immerhin 16km ist Kyra heute gelaufen.
Zurück auf dem Campingplatz geniessen wir ein feines Nachtessen mit Blick auf die Ostsee und freuen uns über den Vollmond an einem herrlichen Abendhimmel.
2. Juli
Wir fahren zügig nach Rügen und stellen uns auf den „Top-Stellplatz" in Prora.
Der Bus bringt uns nach Binz, wo es "Kaffee und Kuchen " gibt und wo wir uns einwenig umsehen. Binz war und ist ein Ostsee-Bad, wo sich damals wie heute "die Reichen und Schönen" trafen und teffen.
Es gibt eine Sandskulpturen-Ausstellung; leider finden wir sie nicht.
Unterdessen ist es auch hier definitiv Sommer geworden und der erste Sonnenbrand wärmt.
Zum Glück haben wir einen lauschigen Platz mit Schatten.
3. Juli
Wir stehen früh auf, weil wir um 10.45h in Binz aufs Schiff gehen wollen, um zu den Kreidefelsen zu fahren. Die Fahrt ist schön, immer wieder erzählt der Kapitän von der Landschaft oder aus der Geschichte, der Gegend.
Wir machen Halt in Sassnitz. Der ehemalige, grosse Fährhafen von Sassnitz wurde nach dem Krieg gebaut, um Polen, das als Transitland Schwierigkeiten bereitete zu umgehen.
Die heutige Hafenmauer ist mit ihrer Länge von über einem Kilometer bemerkenswert.
Die Kreidefelsen sind ebenfalls bemerkenswert, aber nicht außerordentlich.
Sehr lang wird dann die Rückfahrt, weil Binz nicht direkt angefahren wird, sondern zuerst Sellin, ein weiteres Ostsee-Bad.
Es ist sehr heiss; ein Bad im Meer nehmen zu können wäre schön! Aber nochmals den Weg unter die Füsse zu nehmen, liegt nicht mehr drin. Wir fahren mit dem Bus zurück zu unserem WoMo.
4. Juli
Heute fahren wir mit den Velos zum „KdF-Seebad". Die Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF), eine Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront, wurde nach der Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nazis Mitte der 30er-Jahre geschaffen.
Eine 4,5 km lange Ferienanlage für Arbeiterfamilien wurde im Auftrag von Hitler zwischen 1936 und 1939 gebaut und in grossen Teilen im Rohbau vollendet. Für 20'000 Menschen wäre hier Platz gewesen, um für 8 bis 10 Tage günstig Urlaub machen zu können (2 Reichsmark pro Person) - und das mit jeglichen Vergnügungsmöglichkeiten, die vorstellbar sind. Allerdings war das auch mit jeglicher Propaganda verbunden, denn dies alles waren keine sozialen Wohltaten, sondern dienten dem Zweck, die Bevölkerung physisch und moralisch auf den kommenden Krieg einzustellen.
Als 1939 der Krieg begann, wurde das ganze Projekt stehen gelassen, Urlaub gemacht hat hier nie jemand. In der DDR-Zeit, war das Gelände dann militärischens Sperrgebiet und wurde erst 1991 für die Öffentlichkeit zugänglich. Gegenwärtig ist Prora im In- und Ausland als Denkmal der Sozialgeschichte des "Dritten Reiches" bekannt und wird jährlich von Hunderttausenden besucht.
Der Tag war intensiv, statt noch schwimmen zu gehen, fahren wir heim und ruhen einwenig. Nur Kyra hat noch ein Bad im Achterwasser genossen.
5. Juli
Von Rügen fahren wir nach Warnemünde, unsere letzte Etappe vor dem Abschiednehmen von Astrid und Egon. Die Fahrt dauert lange. Es hat ziemlich viel Verkehr und es ist sehr heiss.
Zwar sehr direkt, aber mit einer Fähre zum Schluss erreichen wir Warnemünde - mit dicht, stockendem Verkehr. Es dauert, bis wir endlich den vorgesehenen Stellplatz erreichen. Der ganze Platz ist eng belegt mit Wohnmobilen; hier findet zur Zeit die „Warnemünder Woche“ mit Regatten und v.a. statt. Für uns bleibt nur ein enger Platz auf Schotter ohne jede Infrastruktur - in brütender Sonne. Barbara würde am liebsten gleich weiterfahren zum nächsten Campingplatz mit ausreichender Infrastruktur, Luft und eventuell der Möglichkeit für ein Bad im Meer.
Doch unsere Freunde wollen hier bleiben und meinen "es ist ja nur für eine Nacht"....
Direkt vor uns liegt ein "Riesendampfer". In unmittelbarer Nähe sind es etwa deren drei; so kann man sich vorstellen, wie viele Menschen täglich für ein paar Stunden hier "an Land gespült" werden
Weiter geht's dann durch ruhigere Strassen, weg vom Rummel. Warnemünde zeigt sich nun von einer sehr hübschen Seite: ganz reizende Häuser - ehemalige Fischerhäuser - mit schönem Blumenschmuck vor dem Eingang und ruhig liegen einige Fischerkutter im Wasser.
Wir finden ein nettes Restaurant, wo man gut isst. Anschliessend wollen wir im „Teepott“, wo es einwenig kühlenden Wind gibt, noch einen Schlummerbecher trinken. Draussen können wir uns nur noch kurz hinsetzen - ein Gewitter zieht auf: ein herrliches Naturspiel! Dass wir auf dem Heimweg nass werden macht nichts, die Abkühlung tut gut.
D Ä N E M A R K
und
Rückreise
6. Juli
Nach vier gemeinsamen Reisewochen, in denen wir dank unseren Freunden unendlich viel Neues und Interessantes über einen Teil der ehemaligen DDR kennengelernt haben, verabschieden wir uns von Astrid und Egon und fahren früh an den Hafen nach Rostock. Hier haben wir Glück und bekommen noch einen Platz auf der Fähre, die um 11.15h nach Dänemark fährt. Unterwegs können wir die vielen Segelschiffe, die an der Regatte teilnehmen, beobachten. Imposant - vor allem, da ein starker Wind weht !
Nach zwei Stunden Schifffahrt (für Ruth gerade das höchste der Gefühle vor der Seekrankheit!) erreichen wir Dänemark.
Die Fahrt durch die Insel Lolland ist sehr schön - die Farben warm: Gelb, Oker und helles Grün. Vereinzelt stehen hübsche Häuser oder Gehöfte in der Landschaft - Dörfern begegnen wir kaum. Nachdem wir (leider erst in Dänemark, da viel teurer als in Deutschland) eingekauft haben, erreichen wir mitten in der Natur unseren ersten dänischen Campingplatz: freundlich, sauber und gut eingerichtet, mit herrlich viel Platz für uns.
Barbara macht noch einen Spaziergang mit Kyra. Zwischen den vielen gepflegten Ferienhäusern muss man aufpassen, sich nicht zu verlaufen.
Rösti, Bratwurst und Cervelat, dazu einen gemischten Salat, sind zwar nicht gerade dänische Spezialitäten, aber fein.
7. Juni
Heute haben wir wieder einmal länger geschlafen und dann ein Sonntagsfrühstück genossen mit Käse, Ei und allem was dazugehört. Dann ging's ans Haushalten: den ganzen Camper putzen, zwei Maschinen Wäsche gewaschen - jetzt ist alles wieder „pico bello“. Dazwischen gab's eine Abkühlung im Camping-eigenen Schwimmbad.
Am Nachmittag machen wir gemeinsam einen Spaziergang mit Kyra. Barbara will Ruth die hübschen Häuschen in der Nachbarschaft zeigen und schlussendlich (immer dem "Sti" = Pfad folgend) landen wir sogar am Meeresstrand. Unterdessen ziehen immer mehr Wolken auf und es fängt an einwenig zu nieseln.
Nachtessen können wir auch heute draussen, aber im Schutz der Markise.
8. Juli
In der Nacht stürmt und regnet es immer wieder heftig. Um 4h stehen wir auf, um die Markise einzuziehen. Am Morgen aber ist der Spuk vorbei und Barbara kann den Hundespaziergang im Sonnenschein machen. Allerdings, um draussen zu frühstücken, ist es doch zu kühl, da ein strenger Wind bläst.
Egon würde sagen: "Ich wollte doch nicht den ganzen Platz kaufen." So empfinden wir heute, als wir nach einem Monat günstigen Reisens durch Deutschland die erste Campingplatz-Rechnung in Dänemark bezahlen: 517.- DKR = ca. 75.- CHF für 2 Nächte.
Als erstes fahren wir nach Naskov, ein kleines Städtchen, wo wir Geld wechseln können und bald schon stehen wir am Hafen von Tårs. Die Überfahrt von Lolland nach Langeland dauert 45 Minuten, zu kurz, als dass Ruth seekrank werden könnte.
Über je eine Brücke erreichen wir zuerst Siø, dann Tåsinge bis wir die Insel Fyn (Fünen) erreichen. In Odense gehen wir auf den Campingplatz und dann mit dem Bus in die Stadt.
Odense ist die drittgrösste Stadt Dänemarks. Die Stadt spielt für die Fünen eine ähnliche Rolle wie Kopenhagen für Dänemark. Ihr Ursprung reicht in die Wikingerzeit zurück. Der Name erinnert an den Göttervater Odin.
Wir besuchen den Dom, der im 13. Jh. zu Ehren des letzten Wikingerkönigs Knud ll erbaut worden war.
Dann machen wir uns auf die Fersen von Hans Christian Andersen, der hier geboren ist. Wir besuchen zuerst das Haus, wo er in ärmsten Verhältnissen seine Kindheit verbracht hat. Dann gehen wir zu seinem Geburtshaus, das zu einem sehr informativen Museum ausgebaut worden ist. Hier wird man informiert über sein Leben, über den Menschen, der er war, und sehr ausführlich natürlich auch über sein Werk.
Barbara würde gerne noch die Haare schneiden lassen, aber die Coiffeure schliessen schon um 17h. Also trinken wir noch einen Apero bevor wir zum Campingplatz zurückfahren.
Wieder einmal ärgert das leidige und von England her alt bekannte Thema, dass keine Hunde in die Restaurants mitgeführt werden dürfen. Wir trinken trotz kaltem Wind ein Glas Wein auf einer Terasse und essen dazu "Nachos" - in der Meinung, dass dies kleine Nippereien wären. Wir bekommen einen riesigen Teller voller Chips mit Käse überbacken und mit Saucen verziert - ein solcher Teller genügt uns als Nachtessen.
Ziemlich verfroren kommen wir "daheim" an - mittlerweilen ist das Thermometer auf 15 Grad gefallen. Es weht ein starker Wind und es regnet. Und alle klagen über Hitze...
9. Juli
Die Nacht war stürmisch und kalt. Als wir am Morgen erwachen ist es gerade nur mal 16 Grad im "Haus". Wir entscheiden uns in diesem Land nicht alt zu werden und so schnell wie möglich in wärmeren Gefilde zurück zu kehren.
Fyns Hoved (der nördlichste Punkt der Insel Fünen) will Barbara aber Ruth unbedingt noch zeigen. Es sind ja bloss 40 km von Odense entfernt. Und es lohnt sich. Zwar bläst der Wind heftig (bis 40km/h) und es ist auch kühl, aber hier ist Natur pur - so weit das Auge reicht Wasser, Inselland, grün, oker, Gras, Wald, Vögel, Kühe. Ein Ort um die Seele baumeln zu lassen, um tief durch zu atmen.
Barbara war hier vor 14 Jahren ca. 3 Wochen lang, mit Hund Gina, ganz alleine. Und sie hat gelebt von dieser Schönheit der Natur, von dieser Ruhe. Heute sagt Ruth: "Hier könnte ich Ferien machen." Und der heftige Wind stört sie plötzlich nicht mehr.
Zwei Stunden lang sind wir mit Kyra unterwegs und danach alle drei wunderbar müde.
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Jetzt ist es 22.30h, und draußen ist es immer noch hell.
10. Juli
Heute war nicht ein Reisetag und auch nicht ein Bildungstag, sondern heute war ein richtiger Ferientag. Erst um 10h stehen wir auf und frühstücken ausgiebig, dann wird die Hausarbeit erledigt. Ruth wendet sich der Website zu, während Barbara liest. Nach Ruth’s Mittagsschläfchen machen wir uns auf den Weg zum Naturpark von Fyns Hoved. Zwei Stunden sind wir unterwegs in dieser wunderbaren Naturlandschaft.
Auf dem Rückweg vertieft sich Barbara ins Steinesuchen, während Kyra sie intensiv unterstützt.
Recht müde kommen wir zurück und geniessen es, draussen grillieren zu können. Nach dem Nachtessen besuchen wir Else K., eine Dänin, die seit über 40 Jahren im Engadin lebt und hier ein Traumhäuschen besitzt: Aussicht aufs Meer und rundum absolute Ruhe. Ein Paradies auf Erden. Barbara kennt Else aus früheren Zeiten.
11. Juli
Beim Erwachen finden wir einen strahlend blauen Himmel vor. Ganz ruhig beginnen wir den Tag - so wie es der Umgebung hier entspricht. Trotzdem: bald sind wir startklar. Unser erster Halt ist in Kerteminde. Else hat gestern erwähnt, dass dies ein sehr hübsches Städtchen ist. Und sie hat nicht übertrieben.
Vor allem die Straße mit den Fischerhäuschen, ihren schönen Türen und den speziell gestalteten Fenstern begeistert uns ....
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.... und beim Rückweg die liebevoll bestellten Gärten.
Beim Fischerhafen genießen wir einen gebratenen „Flatfish" mit Pommes, so richtig urig.
Wir durchfahren dann die Insel von NO nach SW, wo wir in Fåborg die Fähre nach Jütland nehmen.
Schnell sind wir auf dem schönen Campinplatz mit Meersicht in Augustenborg, den Barbara unterwegs im Campingführer gefunden hat.
Es ist wirklich der „richtige“ Platz: die Sonne scheint, wir installieren uns mit Tisch und Stühlen und genehmigen einen Apéro. Und schon steht der Nachbar bei uns fragt, ob wir gerne einen Fisch zum Nachtessen hätten. Natürlich haben wir, obwohl Ruth eigentlich nichts mehr essen wollte...
22 Fische, mindestens 40cm lang, hat der Herr Nachbar heute gefischt und er gibt uns davon zwei schöne Exemplare ab, sauber ausgenommen und filetiert. Der Kabeljau schmeckt wunderbar, im Mehl gedreht, gewürzt, in Butter gebraten und dazu neue Kartoffeln - herrlich.
Als es anfängt zu regnen, weiss sich die Herrenrunde zu helfen.....
12. Juli
Am Morgen fahren wir weiter in Richtung deutsche Grenze. Noch einmal erfreuen wir uns an dieser schönen Landschaft, an den gepflegten Häusern und Höfen.
Vor dem Grenzübertritt machen wir einen Zwischenhalt in Møgeltønder. Der "Walter-Reiseführer" schreibt: "Es kommt einem vor, als sei hier die Zeit stillgestanden. Das eigenartige Strassenpflaster und die alten Häuser mit ihren Erkern machen einen fast unwirklichen Eindruck." Allerdings: die wunderschönen Rosenbüsche vor den Häusern - nur auf der Südseite der Strasse - zeugen von einem sehr wirklichen Leben.
Nach der Grenze erreichen wir unser nächstes Ziel: Garten und Haus vom Maler Emil Nolde, der auf der anderen Seite der Grenze, in Dänemark geboren ist und hier in Seebüll den grössten Teil seines Lebens verbracht hat. Im Garten treffen wir Kurs-Talente, die eifrig bemüht sind, dem grossen Meister, einem Expressionisten, nachzueifern.
Im ehemaligen Wohnhaus finden wir dann die Werke des Künstlers: von einer Farbintesität, die berührt.
Barbara hatte folgendes Gedicht von Theodor Storm in der Schule auswendig gelernt und es hatte sie sehr berührt.
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer
Und durch den Nebel braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn' Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.
Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer.
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir
Du graue Stadt am Meer.
Diese Stadt, so traurig und so froh zugleich, die hätte sie gerne einmal sehen wollen.
Und nun sind wir hier, an Husum's Strand: grau, feucht, öd - und doch faszinierend: das Wattenmeer.
13. Juli
Eine Ausnahme: Heute machen wir den Morgenspaziergang mit Kyra gemeinsam, weil wir beide noch einmal das Meer sehen wollen.
Kunst am Strand mit Frau und Hund
Der erste Stop ist dann in Husum, denn Barbara muss doch noch einmal ihre "graue Stadt am Meer" sehen - die allerdings heute, trotz teilweise bewölktem Himmel, gar nicht grau ist. Es gibt einige hübsche Gassen und Häuser, aber sonst ist hier nicht sehr viel los.
Weiter fahren wir anschliessend bis Friedrichstadt. Dies ist ein sehr schönes kleines Städtchen. Es wird "Die holländische Stadt" genannt, weil der Erbauer Herzog Friedrich der III die Stadt im Jahre 1621 nach holländischem Vorbild mit Grachten angelegt hat. Wir machen eine Schiffrundfahrt durch diese Grachten und bewundern die schönen Häuser und Gärten. Ziemlich durchfroren gehen wir in ein Kaffee, wo wir uns bei Cappuccino, Tee und Kuchen aufwärmen.
Weit fahren wir heute nicht mehr, obwohl wir von der Wetterlage her lieber schon zu Hause wären. (Hier kühl und feucht, in der Schweiz Hochsommer!) Dafür sehen wir noch einmal das Wattenmeer.
14. Juli
Noch eine letzte Nacht verbringen wir hier in Friesland: Natur pur - das Wattenmeer, enorme Weite, Wiesen, Felder, Kühe, Schafe, Friesländer (die schweren schönen Pferde).
Wir fahren über Hannover, machen einen Kurzbesuch bei Reisefreunden und fahren weiter Richtung Süden. Noch zwei Nächte, dann werden wir wieder daheim sein.
Es war eine interessante, sehr intensive Reise von knapp 4000 km, welche wir glücklicherweise einmal mehr ohne grössere Probleme und vor allem unfallfrei gefahren sind.
Wir werden wieder kommen - nach Deutschland, das ein sehr schönes Reiseland ist, und nach Dänemark, wo es noch viel zu entdecken gibt.